„Oder irgendwas mit Umweltschutz.“ „Nee, lieber Interwebdingsi.“ „Das gibt’s noch?“ „Müssten wir bei den Jusos fragen, da haben einige diese modernen Telefone, mit denen man auch Fotos machen kann.“ „Cool!“ „Aber auch irgendwie voll sozial engagiert und so.“ „Wenn Sie sich an die Wähler ranwanzen wollen, gehen Sie gefälligst zu den Grünen!“ „Aber wir sind…“ „Wir sind die SPD, hier wird reformiert! Merken Sie sich das!“
„Also Umweltschutz.“ „Dieses Ding mit dem Genmais…“ „Ich hatte Ihnen eben gesagt, gehen Sie zu den Grünen!“ „… ist inzwischen in der Mittelschicht angekommen…“ „Oh, toll!“ „Haben Sie da eine Untersuchung?“ „… und die meisten wollen das halt nicht.“ „Das liefe dann ja auf eine Verständigung mit politischen Gremien hinaus.“ „Und die Verbände nicht zu vergessen.“ „Wir könnten den Wählern mal wieder zeigen, dass sie für uns die Hauptrolle spielen.“ „Können Sie bitte Ihre sozialistischen Fieberfantasien draußen ausleben? Das ist ja nicht zum Aushalten!“ „Aber Sie haben doch gerade…“ „Zum letzten Mal, diese Partei weiß sehr viel besser als der Wähler, was für ihn gut ist. Wir reformieren seit Jahrzehnten mit großem Erfolg an der…“ „Ach ja, und wie oft waren daran bisher sozialdemokratische Regierungen beteiligt?“
„Irgendwo kann ich diese Kritik ja auch ein Stück weit nachvollziehen.“ „Mich macht das auch irgendwie voll betroffen.“ „Dann sollten wir mal sehen, ob wir vielleicht die notwendigen Reformen jetzt anstoßen, damit die ersten Ergebnisse bis 2017 sichtbar sind und wir einen erfolgreichen Wahlkampf gegen Merkel führen können.“ „Träumen Sie weiter.“ „Wieso, was ist daran falsch?“ „Es ist doch egal, was wir machen, die Alte sackt doch sowieso die Erfolge ein.“ „Und wenn es schief geht, wie beim letzten Mal?“ „Dann erklärt sie das zum Erfolg, und um den Rest kümmert sich keine Sau.“
„Nein, lassen Sie uns lieber mit den unverfänglichen Dingen anfangen.“ „Frauenquote wäre doch mal sehr gut, oder das mit der Bezahlung nach…“ „Ich sagte: unverfänglich.“ „Er hört nicht zu, seine Frau ist berufstätig.“ „Igitt!“ „Wir haben es ja gleich gewusst, das geht nicht gut.“ „Was haben denn die Wähler gegen Equal-Pay-Politik?“ „In erster Linie sind das Unternehmer, und denen muss man nicht erst erklären, dass mehr Geld auszugeben heißt, dass weniger Geld übrigbleibt.“ „Und was hat das mit den Leuten zu tun, die…“ „Können wir den Mann nicht mal rauswerfen? Er nervt langsam.“ „Ja, finde ich auch.“ „Gut, dass er nicht den Holocaust verharmlost wie Schily. Dann müssten wir ihn als Verfechter der Meinungsfreiheit sogar noch zum Bleiben überreden.“
„Im Prinzip ist es doch egal, womit wir die ganze Sache anschieben, oder?“ „Hauptsache, wir können das in drei Stufen machen.“ „Hä?“ „Hat Schröder auch immer so getan.“ „Weil der Wähler das sonst nicht merkt.“ „Und weil das über einen längeren Zeitraum hinweg politisch motivierte Tätigkeiten vortäuscht.“ „Ah, interessant.“ „Dann sollten wir mit der Autobahnmaut starten.“ „Der Quatsch kam doch nicht von uns.“ „Aber als gute Regierungsopposition machen wir alles mit, was die Kanzlerin befiehlt.“ „In drei Stufen?“ „Hören Sie doch mal auf mit den drei…“ „Von mir aus können wir das auch in einem Zehn-Punkte-Plan abarbeiten.“ „Sie kommen aus Bayern?“ „J-ja, woran hat man das gemerkt?“
„Die erste Stufe der Maut lassen wir erst mal so, und dann warten wir auf die zweite.“ „Und dann?“ „Könnte man die Maut ja reformieren.“ „In welcher Hinsicht?“ „Man müsste das sozial gerechter machen.“ „Aber so, dass höchstens drei bis maximal vier Prozent von der Reform ausgenommen werden.“ „Oder von ihr profitieren.“ „Oder beides.“ „Oder nur zwei Prozent.“ „Aber in drei bis vier Stufen?“ „Vielleicht kann man die Maut bis dahin auch verdoppeln, damit man den gewünschten Effekt nicht mehr merkt.“ „Und welcher ist das?“ „Dass wir die Reform in drei Stufen durchgesetzt haben.“ „Und das dient dann dem Umweltschutz?“ „Nein, aber mit etwas Glück ist das nach der dritten Stufe kostenneutral.“
„Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen, aber ich finde…“ „Schon passiert.“ „… dass wir die Pflegereform aufschnüren sollten.“ „Wieso?“ „Weil wir daran beteiligt waren, und da kommt dann eh nur Mist raus.“
„Noch irgendwelche Mindermeinungen?“ „Rente?“ „Wir haben doch gerade erst die Rente mit 63 eingeführt.“ „Und durchgesetzt!“ „Außerdem hat die SPD die beschlossen.“ „Cool!“ „Dann sollten wir sie jetzt reformieren.“ „Weil sie zu wenig bekommen?“ „Mir doch wumpe, von mir aus auch, weil sie zu oft beantragt wird.“ „Aber ich bin mir nicht sicher, ob…“ „Wir auch nicht, also gut jetzt.“ „Nein, halt – als Bundespartei können wir doch nicht einfach so…“ „Doch.“ „Können wir, und gut jetzt.“ „… irgendwas reformieren, als ob das alles…“ „Sie wollen wohl zu den Linken, wie?“ „Aber warum wollen wir irgendwas reformieren.“ „Bitte!?“ „Warum, verstehen Sie!? Warum!“ „Sie sind noch nicht lange in der Partei, oder?“
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