Vertrauensvorschuss

22 11 2023

„Keine Ahnung, entweder ist er noch nicht zurück, oder er ist schon wieder weg. Oder er ist jetzt doch wieder wegen der Fachkräfte unterwegs, oder wegen Uran – wissen Sie wirklich, ob die SPD und der nächsten Regierung nicht wieder neue Reaktoren bauen lässt? – oder weil er sich jetzt gerade nicht so gerne in Berlin blicken lässt, weil die Nachrichtenlage nicht so prickelnd ist.

Wir haben das mit der Fachkräftebeschaffung sicher falsch angefangen. Für die Afrikaner steht doch das deutsche Wertegerüst weitgehend fest: Rassismus, gute Ingenieure, eine langsame, aber bürgerfeindliche Verwaltung. Jetzt kommen die Spaßmacher aus der Regierung und fangen ernsthaft an, die afrikanischen Staaten, aus denen sie bisher sogenannte irreguläre Migration mit illegalen Mitteln zurückschlagen wollten, um reguläre Arbeitsmigration zu bitten, obwohl man damit die Staaten noch mehr destabilisiert — dass Lindner zum Finanzloddel zu dämlich ist, hat er ja eindrucksvoll bewiesen, aber jetzt macht er da auch noch den Außengartenzwerg. Als wäre zwischen Westerwelle und der Teppichkante noch ausreichend Fallhöhe.

Und jetzt kommt die nächste Volte, sie wollen afrikanischen Wasserstoff. Deutscher Wasserstoff wäre ja schon bescheuert genug, den muss man nicht extra nach Europa verschiffen, und die Infrastruktur, die man für so einen Stunt bräuchte, ist noch nicht mal geplant. Wenn man heute anfangen würde, solche Vollidioten wie Söder und Merz zur Sonne zu befördern und Deutschland mit Windkraftanlagen und Fotovoltaik zuzupflastern, würden uns die afrikanischen Staaten vielleicht ernst nehmen. Vielleicht.

Gucken Sie, Wasserstoff ist doch eine feine Sache, sonst hätte dieses Industriekonsortium in Schleswig-Holstein nicht die 30-Megawatt-Anlage an die Küste geklotzt. Gut, sie hatten dänische Freunde aus einem französischen Konzern und die Regierung hat das finanziert, aber manchmal kommt bei der Finanzierung eben etwas dazwischen. Beispielsweise die Finanzen. Da können Sie noch so betteln bei der Hausbank, dass Sie unbedingt einen Porsche brauchen zum Brötchenholen, wenn die Ihnen aus völlig irrationalen Gründen den Hahn zudrehen, dann haben Sie eben keine Chance.

Deshalb ist es doch gut, wenn wir jetzt in den afrikanischen Staaten vermehrt Wasserstoff produzieren lassen – ob das dann grüner Wasserstoff ist, sei mal dahingestellt, und wir müssen das auch nicht immer so genau kontrollieren. Schließlich arbeiten wir auch noch am Bürokratieabbau. Wir müssen uns die Anlagen auch nicht in die Gegend stellen, es macht keinen Müll, und wir können weiter die Verkehrswende bis zum Jüngsten Tag aufschieben. Das müssen die Afrikaner jetzt irgendwie kapieren, vielleicht verkauft Scholz es ihnen als Zeitenwende. Oder Wasserstoff-Wums.

Wir machen das selbstverständlich, um die Spaltung der Welt zu überwinden – merken Sie selbst, oder? Wer von Spaltung redet, ist meist der Spalter, und abgesehen davon, ob es ein legitimes Ziel ist, die afrikanischen Staaten aus ihren engen Verflechtungen mit Putin herauszulösen, bleibt Spaltung nun mal Spaltung. Sie dürfen sich offiziell für die Achse des Guten bewerben, wenn sie uns so viel Gas wie möglich liefern. So sieht es doch aus.

Letztlich geht es doch um lukrative Anlagen für Investoren, die ihren Arsch vom Steuerzahler gerettet kriegen, wenn die Sache sich in Luft auflöst, weil die Erträge sich eher an physikalische Gesetzmäßigkeiten als an die Gewinnerwartungen der Börse halten. Wenn die afrikanischen Staaten die Kredite nicht zurückzahlen können, was eine Wahrscheinlichkeit von nicht über hundert Prozent haben dürfte, dann lassen wir sie halt in der Tinte sitzen. In Griechenland hat das mit einer einzelnen kleinen Volkswirtschaft geklappt, einen halben Kontinent fiskalisch vor die Wand zu fahren ist eher das Format von Lindner und Scholz.

Das Problem für die CDU ist natürlich, dass es genau ihrem politischen Profil entspricht: völlig sinnloser Aktionismus, der unter großem Geldverbrennen den Status quo zementiert, damit sich hier auch ja nichts ändert. Auf der anderen Seite kann er die Doppeldenkstrategie von Blödmännern wie Spahn und Linnemann adressieren, weil es ja schon ein bisschen kolonialistisch ist, wenn Scholz jetzt ankündigt, dass er neben Bananen auch Wasserstoff beim Afrikaner um die Ecke kauft – Lieferservice halt, Wobei die Fabriken noch nicht mal stehen und wegen der hohen Ausfallzinsen auch richtig teuer werden. Also genau der Schwachsinn, den Merz sich mit seinen Atomkraftwerken in den Schädel gehämmert hat, oder diese Wahnvorstellungen der FDP von Fusionskraft. Die einzige Sicherheit, die solche Drogenfantasien bieten, ist die Tatsache, dass damit ein großartiges Argument hat, die Sozialleistungen aus Haushaltsgründen zusammenzustreichen. Und jetzt dürfen Sie noch mal fragen, wer hier die Bananenrepublik ist.“