In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (DCXCI)

27 04 2024

Zum Putzen nahm Hani in Nasser
stets Essig in viel Leitungswasser,
was ihm nicht viel nutzte.
Je mehr er so putzte,
die Wände sind seitdem viel blasser.

Ofentse, der buk in Tutume
sein Brot. Selten fest war die Krume,
die Rinde fast steinig.
Man war sich auch einig,
doch sagt’s man ihm nur durch die Blume.

Als Köchin war Radua in Qus
zuständig für den Küchengruß.
Sie ließ alles köcheln
und schickte mit Lächeln
den Gästen ein Löffelchen Mus.

Letsile, der näht in Kasane
sich alles aus Lkw-Plane:
Gardinen und Decken
samt Jacken und Röcken
und Hosen. Sogar eine Fahne.

In Ghadas Hotel in Damiette
birst ab und an ein Wasserbett.
„Wenn vor allen Dingen
ich mit Rettungsringen
parat bin, das findet man nett.“

Tshepiso, der ging in Phepheng
oft abends direkt durchs Gedräng.
In all seiner Länge
glitt er durch die Menge
und fand es dank Schlankheit kaum eng.

Was Anwar, Skulpteur aus Minuf,
aus Marmor an Bildern erschuf,
war selten possierlich,
auch meist despektierlich,
und nur halb so gut wie sein Ruf.





Gernulf Olzheimer kommentiert (DCCXI): Emotionale Beweisführung

26 04 2024
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Rumpelbert der Ersetzbare, der seine Dynastie zu einem eher unrühmlichen Ende führen sollte, war fest von seinen Gedanken überzeugt, denn es waren ja seine eigenen Gedanken, und wer, wenn nicht er selbst, hätte einen fehlerhaften Schluss in diesem dumpfen Getöse aus Wurst und Widerwort erkennen können. So erklärte der Fürst des kleinen, nicht besonders verkehrsgünstig in einem Talkessel der verkarsteten Faltenalpen gelegenen Ländchens ein ums andere Mal alle Einwohner benachbarter Königreiche zu Schuften, die niemals die Grenze zu seinem Reicht überschreiten dürften, denn niemand konnte sie ausstehen, und das wäre das sicherste Anzeichen dafür, dass es sich ausschließlich um Schwerverbrecher handeln müsse – sonst würde sie ja nicht jeder so verachten. Das Land darbte schon eine Weile so vor sich hin, keiner wollte mehr als Hufschmied oder Raketenwissenschaftler von Fürst Rumpelberts Gnaden die Wirtschaft stützen, und so ging die Sache ihren sozialistischen Gang. Keine Inschrift, kein Standbild erinnert heute noch an den gekrönten Zerebraldilettanten. Nur seine emotionale Beweisführung hat sich bis heute erhalten.

Beispielsweise kann man mit dem Fehlschluss wunderbar einfach die sogenannte Kriminalstatistik auf die gewünschte Fremdenfeindlichkeit trimmen, da man Ausländern eben nicht über den Weg traut, da sie so oft schwerer Straftaten bezichtigt werden, da man ihnen nicht über den Weg traut. Cum hoc ergo propter hoc durchsucht man ihre Taschen, findet nichts und ist sich gleich zweierlei sicher: sie sind gute Diebe, sonst hätte man schon etwas bei ihnen gefunden, und sowieso kriminell, sonst hätte man sie ja nicht durchsuchen müssen. Diese ganze in sich selbst verschwiemelte Widersinnigkeit aber ist nicht einfach nur das Ergebnis sehr gründlichen Falschdenkens, sondern eine kognitive Verzerrung, die erst durch den Griff zur gefühlten Wahrheit als billige Bestätigung der eigenen Vor- und Fehlurteile breitbeinig das geistige Gelände beherrscht. Was als Information plausibel scheint, besser ins gewohnte Bild mit seinen windschiefen Engstirnigkeiten passt und auch noch schnell aus konservierten Gedanken zusammengerührt werden kann, statt eine neue und differenzierte Hirnleistung zu fordern, das erklärt die Welt besser als alle Vernunft, und entdeckt der Bescheuerte erst das sogenannte Bauchgefühl – was kann man mit den Eingeweiden auch anderes als Verdauung betreiben, erkenntnistheoretisch ist der Darm ja eher unproduktiv – so kann er sicher sein, dass er jede gewünschte Masse für die exstierende Form bekommt. Populismus lässt sich ausnehmend gut so betreiben, jedes Gelaber am intellektuellen Schwellenwert, kurz: alles, was das Weltbild nicht unnötig in Richtung Wirklichkeit bewegt.

Und so lässt sich durch sorgsames Aussortieren aller unangenehmen Argumente, genauer: der nicht emotional befriedigenden Bestandteile, auch die persönliche Wohlfühllogik aufrecht erhalten, mit der jedes Standpünktchen fest gemauert in der Erde fixieren. Gerade in der Ausgrenzung anderer, die zum Wesenskern reaktionärer Persönlichkeiten und ihrer Allmachtsansprüche gehören, weil sie diesen ja schließlich denken können, also muss es ihn auch geben, werden eine negative Einstellung, die einmal zugeschobene Schuld, eine sozial inferiore Rolle als perfektes Bewegungsmuster für Vollversteifte. Wer gegen andere wütet, wird ihnen schon irgendein ausgedachtes Fehlverhalten ankreiden können, denn warum sonst sollte er ein negatives Bild von ihnen aus Erfahrungswerten mit dem eigenen Querdenken sonst so schmerzfrei aufrecht erhalten?

Wer hier Verschwörungstheorien sieht, die sich aus dem zwanghaften Zusammenkloppen nicht kompatiblen Gerümpels gegen jeden Widerspruch konstruieren lassen, der sieht ganz richtig. So ließe sich der Hexenwahn, aus Volksglaube, klerikaler Indoktrination und anderen niederen Instinkten wie Neid, Gier und Sensationslust gepanschtes Gift, nur zu gut erklären, ebenso die Unausrottbarkeit von Antisemitismus oder Rassenwahn. Vergeblich lehnt die rationale Kommunikation sich auf gegen die Übermacht der Gefühle in einer gefühlten Wahrheit, als könne man aus lauter Urteilskraft irgendwann vom verquasten Ideologieschmodder lassen. Nicht mit Bildung noch Einsicht ist dem zu begegnen, es ist zwecklos, da sich Gefühle doch nicht umwerten lassen, geschweige denn austreiben.

Wie gut das erst in der Echokammer wirkt, die jedes geistiges Kleinstkaliber in seinen Gewinsel positiv verstärken, weil sie in derselben Tonlage ihr Antwortgranulat absondern, damit auch jeder sich verstanden fühlt. Und so lassen die Rattenfänger ihr dümmstes Personal hinter den Schildern mit dem höchsten Schmierigkeitslevel marschieren, um der negativen Selektion freien Lauf zu lassen. Wo Menschen lediglich das suchen wollen, was sie zu finden beschlossen haben, greift die Banalität des Blöden um sich. Und so sehen sie die ganze Welt voller Nägel, da sie nur den Hammer kennen und darauf vertrauen, dass er das richtige Werkzeug ist, weil ein anderes in ihrer Hand eben kein so gutes Gefühl vermittelt. Wir finden keine Lösung, aber der Weg in die Irre ist uns so hübsch vertraut, dass wir ihn immer wieder gehen. Er muss richtig sein.





Regelbetrieb

25 04 2024

„Ungefähr hundertdreißig Euro, vielleicht auch hundertfünfzig, das sind Tagespreise. Pro hundert Gramm selbstverständlich, wir berechnen ja alles ein, auch die Umweltkosten und das, was so eine Aufzucht in der Zukunft für klimatische Schäden anrichten wird, egal, ob wir da jetzt das Theater mit jungen Bäumchen aufführen, die erst in fünfhundert Jahren die Emissionsbilanz ausgleichen, die Sie mit Ihrer Schnitzelgier schädigen müssen.

Was jammern Sie mich denn jetzt voll, haben Sie die Preis am Eingang nicht gesehen? Hier wird brutto gezahlt, das ganze Schwein, alle Kosten, die sonst durch Subventionen abgebildet werden, und dann auch zu Preisen, zu denen Bio-Bauern, die so wahrscheinlich nur in Ihrer Fantasie existieren, ihre Kosten wieder reinholen können. Das macht dann für ein Schnitzel knapp dreihundert Euro. Wenn Sie das im Supermarkt für unter fünf Euro kriegen, ist das ein Problem, aber nicht meins. Sie müssen sich halt entscheiden, ob Sie denselben Dreck fressen wollen, den die Schweine kriegen.

Wir haben doch wirklich alles versucht. Die Tierwohlabgabe war Mist, höhere Mehrwertsteuer hat’s auch nicht mehr rausgerissen, die meisten EU-Subventionen, die uns ja angeblich vor dem Hunger retten würden, gehen in die Massentierhaltung, die internationalen Agrarkonzernen nützt. Also nur den Vorständen, nicht denen, die Schlachtvieh züchten und von den Erlösen gerade mal eben die Kosten stemmen können. Auf der anderen Seite will die Politik ja die Fleischpreise selbst nicht künstlich niedrig halten, sonst könnte sich jeder Arbeitslose seinen Sonntagsbraten leisten, und dann würden Millionen Arbeitnehmer auf Bürgergeld umsteigen.

Hatten Sie nicht ursprünglich die Option für fünfzig Prozent Rabatt angekreuzt? Mutig. Das machen alle, und ich gehe mal davon aus, dass Sie das nicht durchgelesen haben. Sie wollten nur die fünfzig Prozent Rabatt, oder? Natürlich, ich kenne doch meine Pappenheimer. Egal, worum es geht, Hauptsache: alles schön billig. Das kriegen Sie nur, wenn Sie Ihr Schnitzel selbst schlachten. Also das Schwein. Und wenn Sie aus dem, was Sie vom Schwein übriglassen, dann auch ein vernünftiges Schnitzel rauskriegen. Wie Sie das machen, ist nicht mein Problem, aber ich sage es mal so: bisher ist es noch keinem gelungen.

Ja nun, wie können Sie sich das vorstellen – Sie sind dann zum vereinbarten Zeitpunkt in unserer Schlachtanlage, das Schwein ist selbstverständlich auch da, und einer von beiden weiß dann, was auf ihn zukommt. Lassen Sie es mich so ausdrücken: in so gut wie allen Fällen ist es das Schwein. Sie sind dann mit dem nötigen Werkzeug ausgerüstet, wobei wir großen Wert darauf legen, dass Sie gegenüber dem unschuldigen Schlachttier keinen Vorteil haben sollten. Ein elektrisches Bolzenschussgerät oder ein vorab durch Elektroschock betäubtes Tier können Sie sich abschminken. Wenn Sie mit traditionellem Werkzeug nicht zu Ihrem Schnitzel kommen, dann haben Sie eben Pech gehabt.

Steak würde ich Ihnen nicht empfehlen, wobei: mir kann es egal sein. Sie bezahlen ja nicht für das Fleisch, Sie bezahlen für den Versuch, mit einem im Vergleich nicht gerade großen Messer einen Bullen zu töten, der bei Ihrem Anblick und angesichts Ihrer Angriffe höchstwahrscheinlich dieselben Absichten hegt. Die gute Nachricht ist, der Jungbulle ist nicht im Besitz eines Messers. Andererseits sollten Sie in Anbetracht der räumlich sehr überschaubaren Lage seine Hörner nicht unterschätzen. Gerade auf fünf mal fünf Metern könnte das sehr eng werden. Also nicht für den Bullen, aber darauf wären Sie ja sicher auch von alleine gekommen, oder?

Todesfälle? Das klingt so putzig, wie Sie das sagen. Kleine Spur von Weinerlichkeit, richtig? Das ist nun mal so in einem Schlachthaus, und hier kann man als echter Mann – wir haben ausschließlich männliche Kunden, ob das echt ist, ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich wumpe – auch mal dem Tod ins Auge blicken. Doch, das kommt vor. Also für den Bullen ist das als Regelbetrieb vorgesehen, aber bei uns ziehen meistens die Kunden den Kürzeren. Das muss doch eine total romantische Vorstellung sein: den Grillabend vor Augen, auf dem man mit selbst geschlachteter Kuh so richtig auf dicke Hose machen will, und dann wird man als Schmodder in der Kanalisation verklappt. Wie geil ist das denn?

Aber sicher. Was von den Tieren nach einer industriellen Tötung übrigbleibt, wird ja auch nicht nach katholischen Riten begraben, das landet in der Schredderanlage und suppt dann in den Ausguss hier im Boden, oder dachten Sie, wir machen diese formschönen Bullaugen zur Zierde in die Fliesen? Wenn Sie Pech haben, sehen Sie die ganze Scheiße in feuriger Tunke als Separatorengulasch samstags als Auffüllmaterial an der Fleischtheke im Supikauf wieder, oder unter Schutzgas verpackt mit allerhand Chemieunfällen in der Discounterkühlung. So viel Zeit für Romantik haben wir auch nicht, und um die Distanz zwischen Mensch und Tier ein möglichst geringes Maß zu bringen, machen wir mit Ihren Überresten halt das, was man in Betrieben unserer Branche mit nicht mehr verwertbarer Biomasse so tut, wenn sich das Zeug nicht mal mehr ins Ausland verschieben lässt. Sehen Sie es positiv, Sie müssen Ihre Familie nicht regelmäßig auf den Friedhof oder in die Totenmesse treiben, Sie werden ordentlich im Klärwerk rausgefiltert und dienen anderswo wieder als biologisch-dynamische Bodenzugabe.

Einmal Sojawurst? Gute Wahl. Das würde ich Egozentrikern wie Ihnen immer empfehlen, damit essen Sie Ihrem Schnitzel sogar noch das Futter weg. Besser geht’s ja gar nicht.“





Doom Fuck

24 04 2024

„… eigene Impulse setzen müsse, um die Ampel noch retten zu können. Wissing beharre darauf, ein Ende sämtlicher Geschwindigkeitsbeschränkungen auf deutschen Straßen durchzusetzen, da dies im Interesse der Verkehrsteilnehmer und ihres…“

„… sich auch der ADAC von der Forderung des Bundesverkehrsministers distanziert habe. Es sei mit mehr Unfällen und erheblichen Behinderungen durch Autobahnsperrungen nach einer Karambolage zu rechnen, wenn eine der Fahrsituation angepasste Geschwindigkeit nicht mehr als Maß für die…“

„… wolle er mehr Technologieneutralität im deutschen Straßenverkehr wagen. Wissings Ansatz einer Liberalisierung sehe ausdrücklich vor, dass sowohl Verbrenner als auch Wasserstoff- und E-Autos von jeglichen Fahrverboten ausgenommen würden, damit sich niemand benachteiligt fühle und aus Trotz das Kraftfahrzeug stehen lasse, nur weil er nicht so schnell wie die anderen im…“

„… generell mehr Eigenverantwortung für den Autoverkehr sehe. Zwar dürfe man die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflicht keinesfalls abschaffen, da dies als wichtiges Rückgrat der Versicherungen einen fest kalkulierbaren Umsatz generiere, doch könne Lindner sich risikoorientierte Modelle für eine mehr oder weniger sportliche Fahrweise…“

„… es ohnehin zu wenig Schilder gebe. Indem sämtliche Vorschriftszeichen nach §41 StVO auch dort abgeschafft würden, wo die Unfallgefahr stark vom gehäuften Fehlverhalten einiger weniger Teilnehmer abhänge, würden die Verkehrstoten besser auf das Bundesgebiet verteilt. Wissing sehe darin eine wesentliche Liberalisierung, die trotzdem nicht als sozialistische Gleichmacherei oder…“

„… nicht nur als flankierende Maßnahme für eine Streichung des Verbrenner-Aus auf EU-Ebene im Jahr 2035 diene. Die FDP wolle zusätzlich eine Förderung von Dieselfahrzeugen in Höhe von 40 Milliarden Euro durch Kürzungen im Sozialwesen finanzieren, durch den eine generelle Freigabe des Rasens erst attraktiv für Leistungsträger und…“

„… trotzdem nicht auf gewohnte Instrumente zur Geschwindigkeitsanzeige im Cockpit verzichten wolle. Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, halte es für ein wesentliches Element des Fahrerlebnisses, bei Manövern wie Rasen oder zu dichtem Auffahren die Tachometeranzeige im…“

„… zur Entlastung der Justiz beitragen werde, wenn die Verfahren wegen Verstößen gegen die Geschwindigkeitsbeschränkungen abnähmen. Der von Buschmann vorgelegte Gesetzesentwurf sei als erster Schritt zu einer vollständigen Liberalisierung des Straßenverkehrs, der auch den Entzug der Fahrerlaubnis für vorangegangene Verstöße im…“

„… weder bestätigen noch dementieren wolle. Technische Unterlagen zur Tachometerabschaltung unter dem Projektnahmen Doom Fuck seien aus der Entwicklungsabteilung der Porsche AG an die Öffentlichkeit gedrungen, was zu einer heftigen Diskussion über die Verkehrssicherheit der Sportwagen aus dem…“

„… gerade im Bereich von Kindergärten und Schulen störende Hinweise auf Tempo-30-Zonen zu entfernen helfe, die das Straßenbild einfacher gestalten würden. Eine lebensnahe Gestaltung des Verkehrs führe zu sozialen Entlastungen unter den Gesellschaftsschichten, die kein eigenes Auto…“

„… die Entlastung der Polizei wesentlich zur inneren Sicherheit beitragen werde. Faeser stehe den Plänen aus dem Verkehrsministerium durchaus positiv gegenüber und wolle die Restrukturierung der Aufgaben der Schutzpolizei hin zu mehr Kontrollen bei unvorsichtig fahrenden Radlern, Fußgängern und…“

„… die Kritik des ADAC zurückgewiesen habe. Für Lindner seien Wissings Pläne auch als Zeichen der Wertschätzung gegenüber der deutschen Automobilindustrie zu betrachten, die durch ihre über Jahrzehnte anhaltenden Innovationen und die daraus resultierenden Finanzmittel einen großen Einfluss auf den Liberalismus als soziales…“

„… wenn sich die Bürger an noch mehr tödliche Unfälle gewöhnt hätten. Außerdem plane die FDP, die Fahrerlaubnis zunächst für die Klasse B in Deutschland abzuschaffen, was nicht nur weniger Verfahren wegen Fahrens ohne Führerschein und den üblichen Verkehrsstraftaten in den…“

„… dass die Beschleunigung des Verkehrs auf den Bundesautobahnen und im Nahbereich der Betriebe allgemein die Wirtschaft stärken werde. Es sei für eine Rückkehr zu sicheren Methoden der Energiegewinnung wie Kernkraft besser, wenn die notwendigen Mittel unter Steuerung eines FDP-geleiteten Ministeriums ohne Habeck oder…“

„… und Buschmann die Liberalisierung für vertretbar halte. Die Abschaffung der Fahrprüfung biete eine viel größere Freiheit für die Bürger, die das ersatzweise auszustellende Papier für einen Preis von etwa 30.000 Euro als…“

„… die Zumutbarkeitsregeln für Jobs und Pendelstrecken anpassen müsse, um eine Belebung zu erzeugen. Linder werde eine Normalentfernung von etwa 800 km bis zum Arbeitsplatz als Basis annehmen, die bei signifikanter Unterschreitung sofort zu einer Kürzung aller Transferleistungen für den arbeitsunwilligen Bürger, der mit seinem Lohn keine ausreichenden…“

„… für Wissing auch der kostspielige Ausbau des ÖPNV überflüssig sei, wenn sich Autofahrten für die Leistungsträger der Gesellschaft wieder mehr lohnen würden. Eine Abschaffung des Deutschlandtickets werde die FDP-Wähler auch nicht übermäßig in eine steuerlich nicht aufzufangende…“





Hanfparade

23 04 2024

„Das machen wir hier in Bayern immer noch selbst, klar!? Wir sind nämlich das Land mit der größten Freiheit, und zwar nicht wie in Berlin, wo jeder machen kann, was er will, damit am Ende nur die Verbotsparteien regieren, sondern wir schaffen hier den Rechtsrahmen, dass jeder Volksfestbetreiber die Haschkonsumenten, ich meine den Haschkonsum bekämpfen kann, und dazu gibt es Gesetze, dass der Haschkonsum grundsätzlich verboten ist, damit die Haschkonsumenten, ich meine Volksfestbetreiber, sich um wichtigere Sachen kümmern können.

Es geht uns hier insbesondere um dem Kinder- und Jugendschutz, verstehen Sie – das Oktoberfest ist eine kulturelle Institution, das lassen wir uns nicht von irgendwelchen Preußen ausreden. Das ist Tradition wie in Spanien der Stierkampf, oder wie in den USA, wo man in die Schule reinläuft und ein paar Kinder totschießt, weil die Waffen da schon immer erlaubt waren. Hier ist der Haschkonsum eben schon immer verboten gewesen, und wenn die in Berlin einen Rechtsrahmen schaffen, dass man die Kinder hier mit Drogenelend fürs ganze Leben schädigen will, dann machen wir da nicht mit. Vom Alkohol hat doch keiner gesprochen, wie kommen Sie denn jetzt darauf?

Es geht doch nicht um Alkohol, es geht doch um Bier, haben Sie den Unterschied nicht verstanden? Dass der Haschkonsum jetzt wegen Kinderschutz in den Biergärten und auf dem Oktoberfest und auch sonst nicht mehr wie vorgesehen die unschuldigen Kinder schädigen darf, das hat eben damit zu tun, dass wir Kinder und Jugendliche so gut wie nur möglich vom Haschkonsum abhalten müssen, das ist als Regierung unsere Pflicht. Es ist so schnell passiert, allein schon durch passiven Haschkonsum, dass Kinder das nachmachen wollen, und schon hat jede Kleinstadt, ach was: jedes Dorf hat rund um die Kita und um den Spielplatz eine Haschkonsum-Szene, und wenn wir nicht aufpassen, dann ist die genau hundert Meter entfernt, und wir können da nicht mehr einschreiten, weil nämlich das, was die Haschkonsumenten da verbotenerweise tun, legal ist. Wir werden da Hunderttausende verlieren, die sind dann alle Haschkonsumenten. Das kann doch keiner wollen!

Jetzt stellen Sie sich nicht dümmer an, als Sie eh schon sind. Also erstens ist Bier kein Alkohol, das haben Sie immer noch nicht kapiert, und zweitens wird ein kleines Kind auf dem Oktoberfest ja nicht gleich Bier trinken. Und wenn, dann höchstens eins, und das ist auch nur Bier, wie gesagt, und damit im Freistaat Bayern eben kein Alkohol. Damit haben wir dem Kinder- und Jugendschutz Genüge getan und müssen uns diese merkwürdig verschachtelten Gedankenkonstruktionen zur Verharmlosung des von linken Verbotsparteien aus Berlin befohlenen Haschkonsums nicht mehr anhören.

Dass Hopfen ein Cannabisgewächs ist, was soll ich jetzt mit dieser Information anfangen? Das war schon immer im Bier drin, lange vor der Zeit, in der Sie und Ihre linksradikalen Freundchen hier den Haschkonsum zur Pflicht machen wollten. Wenn der Hopfen eine gewisse entspannende Wirkung in einem gut gebrauten Bier auslösen sollte, dann ist das eben wissenschaftlich so, aber ich bin eben kein Wissenschaftler, ich bin in der Staatskanzlei dafür verantwortlich, dass die Auswirkungen der linken Verbotsparteien hier in Bayern nicht die Tradition zerstören. Das kann ja gern ein Cannabisgewächs sein, deshalb wird das Oktoberfest hier trotzdem keine Hanfparade. Wenn Sie in Berlin Plakate aufhängen mit ‚Hasch und Malz, Gott erhalt’s‘, dann kann ich sie nicht davon abhalten, aber hier in einem anständigen bayerischen Biergarten machen Sie das genau einmal, bevor die Polizei kommt!

Es sei denn, wir könnten das irgendwie so unter staatliche Kontrolle bringen, dass nur noch wir das Zeug verkaufen dürfen. Das würden diese linken Verbotsparteien in Berlin zwar unterbinden wollen, aber wenn wir uns das erst mal in den Kopf gesetzt haben, dann machen wir das auch. Das wären dann nicht nur ein paar Wochen im Jahr, das könnte man durchgängig als staatlich reglementierten Konsum von Cannabisprodukten veranstalten, der uns die nötigen Steuereinnahmen verschafft, um sinnvolle Projekte zu finanzieren. Denken Sie man an die Flugtaxis. Oder an das Raumfahrtprogramm, für das wir schon die wichtigsten Dinge auf dem Papier so gut wie fertig haben, als Aufkleber mit dem Logo, Gehaltslisten für den Vorstand und so weiter.

Möglicherweise eröffnet uns das ja auch neue Wirtschaftszweige, gerade vor dem Hintergrund des Klimawandelns muss man über resistenten Hopfen reden, und da kommen uns Erkenntnisse aus der Gentechnik gerade recht. Vielleicht kann man das ja irgendwie kreuzen, und wenn nicht, kriegen wir ja durch neue Hanfsorten auch ganz guten Stoff hin, den wir unter die Leute bringen können. Bis dahin hat die CDU wahrscheinlich wieder einen ihrer komischen Clowns als Kanzler am Start, und wir im Freistaat Bayern können ganz gemütlich unseren eigenen Rechtsrahmen schaffen, mit dem wir als Regierung dann machen können, was wir wollen. Und wenn wir dann den Kinder- und Jugendschutz im öffentlichen Raum noch mehr betonen, haben wir auch wieder mehr Aufgaben, bei denen sich die Polizei abreagieren kann. Zur Not schützen wir die Kinder vor illegalen Ausländern, uns fällt da sicher irgendwas ein mit diesem Cannabis.

Jetzt gucken Sie nicht so, ich weiß auch, dass das völlig bescheuert ist. Mir müssen Sie das nicht erklären, aber machen Sie mal die politische Arbeit für einen wie Söder, der sich immer mal wieder um hundertachtzig Grad dreht.“





Scharia Magdalena

22 04 2024

„… als Folge anhaltender Kritik die Formulierung geändert habe. Mit der Aussage, ein Christentum, das die Werte der Partei nicht teile und die freiheitliche Gesellschaft ablehne, gehöre nicht zu Deutschland, sei eine rote Linie überschritten, die weit über den normalen…“

„… auf scharfen Widerspruch in der Deutschen Bischofskonferenz stoße. Gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland wolle man eine Erklärung abgeben, die die Religionsfreiheit als Bestandteil der verfassungsrechtlich…“

„… ernsthaft darüber nachdenken müsse, ob eine von ihren eigenen Moralvorstellungen ausgehende Sekte, die noch dazu seit Jahrhunderten vom Staat finanziert werde, ihre ideologisch vom Hass gegen die Leistungsgesellschaft getriebenen Botschaften auf Kosten der Allgemeinheit verbreiten dürfe. Merz vertrete eine strikte und endgültige Trennung von Staat, der mit der CDU und in Teilen Deutschlands auch mit der CSU gleichzusetzen sei, und Kirche, die sich nicht in die von Staat und finanzwirtschaftlichen…“

„… habe der Unionsexperte für Philosophie, Fäulnisprozesse und Jagdrecht Spahn die Gegner der CDU aufgefordert, genauer zu lesen. Es gehe bei der Aufgrenzung um eine Religion, die die Werte der Partei nicht teile und und die freiheitliche Gesellschaft ablehne. Für ihn sei auch ein Christentum integrierbar, das die Werte der CDU und ihres Grundsatzprogramms ablehne, aber dies mit der Verfassungsordnung begründe, so dass zu einer einseitigen Ausgrenzung keinerlei…“

„… sei die Verwendung von Haschisch als Rauschdroge ausreichend, um die Ausübung des christlichen Kultes in Deutschland zu unterbinden. Söder sehe hier eine viel zu weite Auslegung der Freiheit und der politischen Betätigung, die sich unweigerlich als Einschränkung anderer Teile der Bevölkerung in den…“

„… in der ursprünglichen Fassung ‚Christen, die unsere Werte teilen, gehören zu Deutschland‘ stehe, was nach Linnemanns Aussage dem rechten Flügel nicht zu vermitteln gewesen sei. Einerseits würde dies im Umkehrschluss bedeuten, dass Christen, die sich mit den Vorstellungen der CDU nicht identifizieren könnten, nicht mehr das Anrecht hätten, sich in der Bundesrepublik als Teil einer…“

„… als Teil der religiösen Vielfalt Deutschlands und seiner Gesellschaft anerkennen wolle. Für Merz bedeute dies aber noch nicht, dass Anhänger anderer Glaubensrichtungen als des nationalen Kapitalismus sich als gleichberechtigte…“

„… als Mittler zwischen den Positionen sehe, der beide Seiten vertreten könne. Söder hoffe auf eine weitere Integration der Kirche in den Staat, der dauerhaft von der Union regiert werde. Auf der anderen Seite unterstütze er aber eine Spaltung von Kirche und Religion, wenn dies sich juristisch im Sinne einer moral- und regierungstauglichen…“

„… riskiere die Gesellschaft dadurch eine Radikalisierung, die sich gerade im Wahlkampf als gefährlich erweisen könne. Ploß halte es für einen Vorteil, dass bereits in Hinblick auf Koalitionen, die man aktuell noch kategorisch ausschließe, eine im Grundsatz verhandlungs- und konsensfähige…“

„… nochmals darauf hingewiesen habe, dass eine Ablehnung der freiheitlichen Gesellschaft nicht erforderlich sei, um sich mit den Zielen der CDU zu identifizieren. Spahn halte dies aus persönlicher Sicht allerdings trotzdem für einen wesentlichen Bestandteil der politischen Ausrichtung der…“

„… ins Feld geführt habe, dass gerade die als Umweltschutzorganisationen getarnten Linken den Sturz der demokratischen Republik maßgeblich mitgetragen hätten. Kretschmer warne gerade vor den anstehenden Landtagswahlen vor einer starken Verharmlosung angeblich idealistischer Gruppen, die sich durch ökonomiefeindliche Forderungen und einen volksfernen…“

„… das Christentum als Verbotspartei ansehe, die den hart arbeitenden Bürgern im Lande jede Woche einmal den Verzehr von Fleisch untersage, obwohl dies akut tödliche Unterernährung nach sich ziehen könne. Aiwanger halte die seit Jahrhunderten gegen die moderne Industriegesellschaft und ihre Erfordernisse durchgesetzte Fastenregel für eine mit den Grundlagen eines Bauern- und Arbeiterstaates nicht mehr zu…“

„… wie Mitleid mit Totalverweigerern, die kein Anrecht auf steuerfinanzierte Transferleistungen besäßen, für sich in Anspruch nehmen würden. Es sei nicht möglich mit Linnemann als zukünftigem Vize des größten Kanzlers, den das deutsche Volk jemals über sich gehabt haben werde, ein totalitär mit Vorstellungen wie einer Scharia Magdalena herrschendes Zwangsregime zu dulden, das die Weisheit und Entschlossenheit des allergrößten und klügsten und schönsten, entschlossensten und…“

„… dürfe die CDU als die einzig staatstragende Partei die Zerstörung der deutschen Gesellschaft nicht widerspruchslos hinnehmen. Merz sehe sich nicht als Kanzler eines Landes, das illegale Asylanten und andere Ausländer, ideologische Splittergruppen und Frauen als Menschen behandle, nur weil sich diese auf eine veraltete Ansicht der…“

„… sehe die Antragskommission sich in vollem Umfang bestätigt, wenn religiöse Fanatiker aus allen Richtungen der Formulierung im Programm widersprechen würden. Amthor halte dies für einen Sieg der Demokratie und wolle als Kompromiss den vollständigen Verzicht auf Werte, die er auch gerne einer befreundeten Union aus dem Umkreis der bisherigen…“





Große Fahrt

21 04 2024

für Kurt Tucholsky

Das Klärchen ist gar niedlich,
ein Puppchen, rein und fein.
Sie bleibt so still und friedlich,
kein Unfug fällt ihr ein.
Nun fahren die Cousinen
zu Pfingsten nach Berlin.
Das Tantchen spricht: mit ihnen
soll sie mal auswärts ziehn.
Die Welt ist bunt
und kugelrund,
und was passiert, passiert.
Man weiß ja nie,
ob wann, ob wie
ein Zufall uns verführt.
Immer mit
 immer mit
  immer mit
   mit’n Schmidt!
   Das wird die Stimmung heben!
Immer mit
 immer mit
  immer mit
   mit’n Schmidt!
   Was kann es Schönres geben?

Es hat der Herr Professor
ein Söhnchen, faul und dumm.
Man sieht ihn, und denkt: besser,
das krebst nicht hier herum.
Er kauft ihm einen Laden,
Kredit für Speis und Trank.
Ging das Geschäft nun baden,
so freut sich gleich die Bank.
Die Welt regiert,
was Konten führt,
und wer gewinnt, gewinnt.
Man weiß ja meist,
wer wen bescheißt
und wohin alles rinnt.
Immer mit
 immer mit
  immer mit
   mit’n Schmidt!
   Der lernt ja was fürs Leben!
Immer mit
 immer mit
  immer mit
   mit’n Schmidt!
   Was kann es Schönres geben?

Bei allerbester Führung
lässt man die FDP
zurück in die Regierung.
Wem tut das denn noch weh?
Man sieht ihr beim Versagen
so lieb und freundlich zu.
Was gibt es zu beklagen?
Der lieben Seele Ruh?
Das Land schmiert ab,
ein Wirtschaftsgrab,
und wer krepiert, krepiert.
Und wem das Geld
vom Himmel fällt,
gewinnt, statt nur verliert.
Immer mit
 immer mit
  immer mit
   mit’n Schmidt!
   Regieren statt nur leben!
Immer mit
 immer mit
  immer mit
   mit’n Schmidt!
 Wer will noch mal?
  Wer bietet mit?
   Was kann es Schönres geben!





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (DCXC)

20 04 2024

Die Küche plant Arnošt in Milsau.
„Was ich bei mir heimlich und still bau,
das kann ich mir leisten.
Mir geht’s wie den meisten,
dass ich darin das, was ich will, kau.“

Es kneippte Miguel in Veade.
Er netzte beherzt seine Wade,
doch will nach dem Waten
so gar nichts geraten.
So hört er gelangweilt auf. Schade.

Es hat Luděk Rasen in Lub,
den er alle Tage umgrub.
Wo andere harkten,
die Arme erstarkten
vom Buddeln und vom Karrenschub.

Es tanzte Virgílio in Sande
graziös Bourrée und Sarabande.
Man kann mit barockem
Kostüm ihn auch locken,
recht einzigartig hierzulande.

Es malt Krista in Mehregarten
oft Vögel auf mehrere Arten.
So sind Pfau und Sittich
im Bild meistens mittig,
wenn Kakadus am Rande warten.

Lag Pintos Boot in Estoril
im Winter im Schuppen auf Kiel,
nahm man in der Regel
auch gleich neue Segel,
und hat auch das Ruder viel Spiel.

Man nutzt Václavs Großmut in Nassenbart
und drängt ihn zur Arbeit als Kassenwart.
War er gar penibel,
nimmt man es ihm übel.
Jetzt reicht’s immerhin für die Klassenfahrt.
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Gernulf Olzheimer kommentiert (DCCX): Die Unzumutbarkeitsrepublik

19 04 2024
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Von der Frage, wer oder was denn der Staat nun sei, das jeweilige Ich oder der Volkssouverän oder wieder etwas ganz anderes, bis zu der Frage, was er zu tun und auf jeden Fall zu lassen hat, ist es ein weiter Weg, auf dessen Strecke viel geschieht, noch viel mehr aber gar nicht geschieht, und schon steht die nächste Frage im Raum: warum? oder noch viel öfter: warum nicht? Werden wir von Nachtwächtern betreut, die den Menschen ihr Gemeinwesen lassen, auf dass sie selbst darin und daran herumdoktern, es als Freiheit begreifen und dann selbst schuld sind am Scheitern? Ist es ein Nannystaat, der stetige Bevormundung, Verbote und Sanktionen für sein Volk ersinnt, um es zu seinem Glück zu zwingen, und wenn er allen dafür die Fresse polieren muss? Oder doch das System der natürlichen Freiheit, das mit unsichtbarer Hand Ordnung und Wohlstand für die Menschen erzeugt – Ordnung für die einen, für die anderen Wohlstand, weil die Natur es ja auch so vormacht? Ist es von allem etwas, und am Ende die Unzumutbarkeitsrepublik, nicht gerade die beste aller möglichen Welten, aber die, bei der man sich mit etwas gutem Willen so fühlen kann, als wäre es die am wenigstens beschissene?

Dieses Land holt sein Vermögen zur Beharrung aus einer einzigartigen Kraft, nämlich dem Wunsch, alles für normal zu halten, von dem man ihm sagt: siehe, das ist normal, so wenig unnormal wird’s nie wieder. Der Bekloppte, der sich aus Versatzstücken einer mühsam zurechtgeschwiemelten Philosophie Sein und Bewusstsein klöppelt, aus Opferrolle und Großmannssucht, Besserwisserei, jäh einsetzender Überraschung, wenn alles ganz anders kommt und dem manischen Drang, für seine eigenen Dummheit andere verantwortlich zu machen, er hat gerne alles unter Kontrolle, und also wählt er eine Regierung, die das auch so sieht und ihn nicht mit den Dingen nervt, die ihn zu schlechter Laune führen könnten, zur Verdrossenheit, ja zur Abwahl. Das ist dem Deutschen nicht zuzumuten, so regiert zur Vorsicht das Kindermädchen, das nicht die ganze Wahrheit sagt, damit nicht Teile der Bevölkerung plötzlich aus Verunsicherung putschen, da sie immer schon gewusst hatten: dass sie nichts gewusst haben.

Der Staat als Gemeinschaftsaufgabe muss nicht in Blut-, Schweiß- und Tränenreden beschworen werden, er hat sich nur ehrlich zu machen, wenn es notwendig ist. Wir haben uns nicht zum ersten Mal aus kleinkariertem Trotz in die Ecke gemalt, doch diesmal stehen wir vor einem komplexen Bündel aus Problemen, die einander verstärken und die Lage geradezu aussichtslos erscheinen lassen. Noch geht es uns relativ gut, die Mehrheit muss nicht hungern, lebt nicht unter der Brücke, kratzt nicht dank eines bröckelnden Gesundheitssystems an allerlei Seuchen ab. Aber schon jetzt stören uns die Bilder von Überflutungen, die man nicht als tolles Schwimmbadwetter im Spätherbst wegjubeln kann, die Energiepreise, die Inflation, die Aussicht, dass es bald Kolonialwaren wie Kaffee und Südfrüchte nur noch für die gibt, die vom Geld anderer Leute leben – wie das ja im Kapitalismus eigentlich auch vorgesehen war. Wir sehen die Gefahren, haben ein wachsendes Bewusstsein für Lösungen, aber geben uns mit dem Zumutbaren zufrieden, das Kindern im Düstern keine Angst macht.

Paradoxerweise verkauft die Politik, die sich für den Staat höchstselbst hält, jede Lösung auf dem Pfad der Vernunft als ideologiegetriebene Diktatur, als sei die gezielte Wohlstandsvernichtung im Sinne des kapitalistischen Systems das Allheilmittel, weil nur der regelmäßige Wiederaufbau zerbombter oder niedergebrannter Landschaften der Garant für eine florierende Wirtschaft mit endlosem Wachstum sei. Dabei darf man sogar in Eigenverantwortung sein Tempo auf der Autobahn drosseln, alles andere ist ja auch keine Freiheit; man darf nur nicht erwarten, dass die Politik auch dazu ermuntert. Die Lenker des Staates haben aufgehört, für gemeinschaftliches Denken zu werben, das über Mülltrennung hinaus die Wirklichkeit veränderte. Jede von allen guten Geistern verlassene Fehlinkarnation schmeißt wie eh und je mit schädlichen Subventionszückerchen um sich, um die im Halbschlaf dümpelnden Deppen endgültig von der Realität abzukoppeln, die sich im Zweifel nicht um Scharlatane kümmern wird, wenn sie Naturgesetze als Serviervorschlag behandeln.

Politik ist in weiten Teilen die Befähigung, eine historische, nicht selten schicksalhafte Problemlage zu analysieren, aus der Erkenntnis zu lernen und das Gelernte in praktische Vernunft zu überführen. Der Deutsche aber hofft auf den Hausvater, der das Volk mit einschläfernder Stimme zur Bürgerpflicht ermahnt: Ruhe zu geben. Da das Naturell der Leute zur Resignation neigt und in Radikalität umschlägt, sobald sie merken, dass es nicht nach ihrem Willen geht, braucht es auch den intervenierenden Staat, der seine Bürger vor sich selbst beschützt, ohne zum Schaden des Allgemeinwohls zu handeln, zum langfristigen Schaden für sich selbst. Der Staat, so wie er sich jetzt aus dem Staub macht, müsste mehr Staat wagen, vor allem auch durch das öffentliche Bewusstsein, dass jeder Bürger im Vollbesitz seiner souveränen Rechte sagen kann: L’État, c’est moi. Aber, Allmächtiger, was würde das wieder kosten.





Kriegsanleihe

18 04 2024

„Aber woher nehmen und nicht stehlen?“ „Sie meinen gegenfinanzieren.“ „Und wo ist da der Unterschied?“ „Bei dem einen ist das Geld nicht weg, das haben nur andere.“ „Und beim anderen?“ „Jetzt lassen Sie uns nicht zu sehr in Detail gehen.“ „Eben, wichtig ist doch nur: wie kriegen wir die Bundeswehr wieder fit?“

„Die hundert Milliarden sind ja noch nicht mal ausgegeben, da sind die schon weg.“ „Das geht mir am Wochenende auch immer so, wen ich einen Kasten Bier für die ganze Woche hole.“ „Aber das ist doch ein organisatorisches Problem.“ „Das mit dem Bier?“ „Jetzt kriegen Sie sich mal ein, wir sind hier nicht auf dem CSU-Parteitag!“ „Da würde ein Kasten auch nur bis nach Hause reichen.“ „Wenn überhaupt.“ „Jedenfalls bräuchten wir so schnell wie möglich ein neues Sondervermögen.“ „Weil das alte ja noch nicht aufgebraucht ist?“ „Bis 2030 muss der Wehretat 30 um Milliarden höher sein als heute.“ „Da haben wir ja noch ein paar Jahre Zeit.“ „Aber nur noch wenige Milliarden.“ „Könnte man nicht lieber ein paar mehr Jahre besorgen als ein paar mehr Milliarden?“

„So ein Sondervermögen hat die CDU auch schon vorgeschlagen.“ „Sie haben das auch schon mitgemacht.“ „Dann müssten sie es doch jetzt nur noch ein zweites Mal…“ „Nein.“ „Sind die denn dagegen?“ „Nein.“ „Also haben sie trotzdem einen Grund, warum sie…“ „Nein.“ „Aber dann könnten sie doch trotzdem…“ „Nein.“ „Weil?“ „Merz.“ „Ach so.“ „Aber er weiß doch genau, dass wir für die Bundeswehr mehr Mittel brauchen, weil wir die Verteidigungsbereitschaft in der Truppe nach den Kahlschlagjahren unter Merkel stärken müssen.“ „Ja.“ „Und er weiß auch, dass dafür das bisherige Sondervermögen nicht reicht.“ „Ja.“ „Und dass die CDU wie sonst auch keine andere Lösung anbieten kann.“ „Ja.“ „Verdammt noch mal, warum machen diese Idioten dann nichts!?“ „Merz.“

„Sie wollen mir doch jetzt nicht ernsthaft sagen, dass die Union sehenden Auges diese Misere in der Bundeswehr, die sie selbst zu verantworten hat, als Manöver für den nächsten Wahlkampf benutzt?“ „Das meiste, was ein Manöver hinterlässt, sind nun mal Flurschäden.“ „Und wie sollen wir dann die Wehrpflicht wieder einführen?“ „Sie meinen die Wehrpflicht, die die Union abgeschafft hat, damit sie es jetzt der Bundesregierung in die Schuhe schieben kann?“ „Wie mit der Kernkraft.“ „Was hat das mit Kernkraft zu tun?“ „Die Abschaffung haben ja 2011 auch die Grünen im Alleingang gemacht.“ „Und wenn man es jetzt wieder einführt?“ „Geht beides nicht.“ „Wenn wir jetzt noch die Brigade in Litauen bezahlen müssen, haben wir ja nicht einmal mehr Geld für die Wehrpflicht.“ „Das liegt auch an den Grünen, die haben doch die NATO erfunden.“ „Aber das…“ „Warten Sie bis zum Wahlkampf.“

„Wenn wir in Zukunft zwei Prozent unserer Wirtschaftsleistung für den Wehretat ausgeben wollen, könnte man da nicht einfach die Wirtschaft stärken?“ „Sie meinen, weil dann die zwei Prozent mehr wären?“ „Also wären es dann drei Prozent?“ „Mit dem Rechnen haben Sie es nicht so, oder?“ „Das ist halt proportional gemeint.“ „Man könnte doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die Rüstungsindustrie fördern.“ „Genau, die zahlen dann auch mehr Steuern.“ „Und sie würden damit gleichzeitig neue Aufträge erzeugen.“ „Das klingt ja genial!“ „Aber es ist unlogisch, weil es in einem geschlossenen Kreislauf nicht funktionieren kann.“ „Ich halte das erst für unlogisch, wenn die FDP es fordert.“ „Die kennen sich doch mit zwei oder drei Prozent auch ganz gut aus.“

„Und wenn wir es wieder über Kriegsanleihe machen?“ „Was haben Sie denn geraucht!?“ „Ist doch jetzt legal.“ „Also Sie meinen, dass die hart arbeitende Bevölkerung…“ „Können Sie nicht mal Ihren Propagandascheiß sein lassen!?“ „Sorry, ich vergesse manchmal, dass ich in der SPD bin.“ „Es gibt Leute, denen ist das seit dem Parteieintritt nicht mehr aufgefallen.“ „Ja also, das zahlen dann doch quasi die Bürger?“ „Im Gegensatz zu den Steuern, die zieht ja das Sandmännchen nachts dem Einhorn aus den Ohren.“ „Das soll wohl witzig sein?“ „Wer hat denn mit dem Blödsinn angefangen?“ „Leute, ein bisschen Burgfrieden!“ „Und wie zahlen wir das zurück?“ „Wenn wir mit dem Klima lange genug warten, retten die Lebensmittelpreise uns durch eine Hyperinflation.“ „Also wie damals.“ „Dann lieber irgendwas mit Steuern.“ „Hauptsache nichts mit Benzin!“ „Haben wir nicht nach dem 11. September gegen die Taliban geraucht?“ „Dann lassen Sie uns doch Cannabis besteuern und…“ „Aber sonst geht’s Ihnen gut!?“ „Völlig bescheuert!“ „Aber…“ „Ihnen ist hoffentlich klar, dass wir das nur bei staatlich kontrollierter Abgabe kontrollieren können.“ „Und, wo ist das Problem?“ „Dann müssten wir erstens Cannabis unter staatlicher Aufsicht anbauen…“ „Das würde zum Beispiel vor Stoffen schützen, die da nicht reingehören.“ „… und ausgeben, und vor allem müssten wir dann den Konsum fördern oder zumindest noch weniger einschränken.“ „Wieso das denn?“ „Meine Güte, sind Sie wirklich so blöd!?“ „Weil wir nicht genügend einnehmen, wenn keiner die Steuern entrichtet!“ „Und dass die Union das einen Tag nach der Wahl rückgängig machen, ist klar wie Kloßbrühe!“ „Aber das können Sie uns dann doch nicht mehr in die Schuhe…“ „Soll ich ihm eine reinhauen?“ „Sie hatten schon schlechtere Ideen.“ „Also bitte, so kommen wir doch auch nicht weiter!“ „Dann machen doch Sie jetzt mal einen konstruktiven Vorschlag.“ „Ich?“ „Irgendwie muss das doch gehen!“ „Sagen Sie mal…“ „Was?“ „Wie hoch war noch mal dieses Bürgergeld?“