Bombenstimmung

1 12 2010

„Bleiben Sie bitte am Apparat, ich verbinde Sie sofort weiter! – Das ist jetzt langsam nicht mehr lustig, sage ich Ihnen, pausenlos solche Anrufe. Es nützt auch nichts, wenn Sie den Leuten sagen, dass sie keinen Grund zur Hysterie haben. Die drehen durch. Das hätte man wissen können, aber Sie was erwartet man von … Hotline für Terror, mein Name ist Christiane Öchelrauch, was darf ich für Sie tun?

Also eine Person, die merkwürdige Laute von sich gibt? ‚Yo man, suckah‘ und ‚Play dat phonkey shit, dude‘? Kapuzenjacke? Und die Nachbarn sagen, das gehöre verboten? Dann handelt es sich wahrscheinlich um einen kreativen Jugendlichen, die dabei ist, seine soziale Rolle zu definieren. Abfällig über Deutsche hat er sich aber noch nicht geäußert? Ich frage nur, dann hätte ich vielleicht das Bundesfrauenministerium, Sie wissen schon, die Ministerin Schröder ist da sehr – die heißen Krczenanynsky? Dann sind das Deutsche? Ach ja, sehen Sie, Kevin und Steve, das sind ja typisch deutsche Vornamen, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Die treten einen Rentner tot, der sie mit einer Wehrmachtspistole bedroht, aber Terroristen sind das nicht. Kein Grund zur Sorge.

Das glauben Sie gar nicht, was hier los ist. Wir sind ja inzwischen schon in drei Schichten dran, weil diese Verwaltungstypen nicht einmal wissen, was sie nun eigentlich suchen. Schauen Sie, es ist wie mit einem Amoklauf, da zeigen sich hinterher alle betroffen, er hat Jugendliche erschossen, er hat schwarze Kleidung getragen, er hatte Poster in seinem Jugendzimmer hängen – und dann sind es diese Killerspiele, nicht wahr? Und wenn sie sagen würden, es war ein junger Mann ohne Freundin, der ausschließlich Turnschuhe trug?

Hotline für Terror, mein Name ist Christiane Öchelrauch, was darf ich – Koffer immer dabei? Und der trägt immer so einen langen… helle Farbe? Und er hat einen Vollbart? Aber wenn das einen Gürtel hat, ist es wohl eher ein Trenchcoat? Er terrorisiert die Nachbarschaft? Rausgeworfen? Ja, das kann ich mir gut vorstellen, es handelt sich da um einen Staubsaugervertreter. Doch, Sie können mir schon glauben. Wir kennen den. Doch, echt!

Nicht, dass Sie denken, wir täten nichts – falsch, das trügt! Wir sind unermüdlich dabei, uns ganz neue und tolle Ideen auszudenken, die dann äääh… also ich weiß es ja auch nicht. Es soll jetzt eine Kommission tagen, die eine Anzahl von Leitlinien beschließt, über die der Innenausschuss diskutiert, damit wir nach einem Terroranschlag wissen, woran es eventuell gelegen haben könnte. Oder so. Ja, ich sag’s Ihnen, so schnell geht hier nichts. Da müssen erst einmal die Gremien, und dann die Ausschüsse, und wenn man dann keine Spuren von gesundem Menschenverstand mehr nachweisen kann, dann macht man ein Gesetz daraus. Stefan Müller, das ist der integrationspolitische Sprecher der Union, der meint, man sollte einfach herumgehen und fragen. Das ist doch großartig von dem Mann? und so simpel? Stellen Sie sich das doch mal vor, Sie kreuzen mit einem Trupp Polizisten in der Moschee auf und fragen, ob da irgendwelche Fanatiker seien – die öffnen Ihnen doch Tür und Tor?

Hotline für Terror, mein Name – Beschwerde? Wieso Beschwerde? Aber das Bundesministerium des Innern hat doch selbst gesagt, dass islamistische Fundamentalisten in Burnus und Kufiya viel zu auffällig wären und daher nicht… Fernsehberichte? Natürlich werden diese Leute von bewaffneten Polizisten festgehalten und gefilzt – es könnte doch sein, dass es ein arabischer Extremist ist, der sich als deutscher Spaßvogel ausgibt, der als arabischer Extremist verkleidet ist? Da muss einschreiten! Und wissen Sie etwa, wie viele islamistische Terroristen Hamburger Dialekt sprechen?

Hotline für Terror, mein Name ist Christiane Öchelrauch, was darf ich für Sie tun? Hetzparolen? Ja, ich höre. Können Sie ihn genauer beschreiben? Unberechenbar? Gut, ich nehme das mal so auf. Inkompetenz? Wo genau sehen Sie die? Ah ja, das leuchtet ein. Und Seehofer heißt der Mann? Gut, wir bleiben dran. Keine Ursache – vielleicht ist es ja nur ein kleiner Dummbazi, das müssen dann die Gerichte entscheiden. Danke vielmals, ich leite das auch gleich weiter.

Ja, ich höre – nein, da hat man Sie falsch durchgestellt. Wie, Mindestlohn? Anpassung der Regelsätze? Streichung von Blindengeld und Ernährungskosten für pflegebedürftige Behinderte? Jugendmedienstaatsvertrag? Atomindustrie? Da sind Sie sicher falsch verbunden worden von den Kollegen in der – Terrorismus? Das ist jetzt eine Frage, die ich Ihnen nicht beantworten kann.

Hotline für Terror, mein Name ist Christiane Öchelrauch, was – haben Sie da eventuell auch einen Herkunftsnachweis? Wir müssten das natürlich schon auch vorher abklären, ob es unter §129a StGB fällt, inkompetente Politiker und korrupte Abgeordnete sind auch nicht unbedingt so gut für die Demokratie, aber danach war ja nicht gefragt. Wenn Sie in Dubai wegen Ihres katholischen Glaubens verfolgt werden, dann ist das traurig, aber für diese jüdisch-christliche Bundesregierung nicht erheblich. Wir müssen für den Wirtschaftsaufschwung nun mal Prioritäten setzen. Kann man nichts machen.

Man hätte es so einrichten können, dass sie eine Streife durch einen Problembezirk schicken, die klingeln dann an den Türen und sagen: ‚Hallo, wir haben hier eine Lieferung für den Terroristen, sind Sie das zufällig gerade selbst?‘ Das ist natürlich auch wieder Blödsinn, aber was erwarten Sie? Man muss doch irgendwas vorweisen können. Und wenn es nur sinnlose Schlagzeilen sind, aber das ist doch besser als nichts? – Hotline für Terror, mein Name ist Christiane Öchelrauch, was darf ich für Sie tun?“


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4 responses

1 12 2010
Doktor Peh

Weshalb, so frage ich mich, greift man eigentlich nicht einfach auf freigesetzte ehemalige Politiker aus dem Mittleren Osten zurueck? Die meisten waren in einem Terrorregime beschaeftigt, ergo wuerden sie sich problemlos im hiesigen Terrorregime wohlfuehlen. Sie haben Erfahrung in der Annahme von Spenden und Verweigerung der Vernunft (oder war das umgekehrt?). Und sie sind meist Muselmanen, die laut Wulff ja sowieso Deutschland sind. Damit wuerde man sich auch eine Integrationsdebatte ersparen. Saddam for President, die deutsche Ayshe mit Uschi an die Leyne den Herd!

1 12 2010
bee

Zumal sich die meisten von ihnen auch mit antidemokratischen Staaten bestens auskennen und nicht angelernt werden müssten – den einen oder anderen Libanesen kriegen wir hier auch noch unter, dann muss die Springer-Presse sich auch nicht mehr über 90% Hartz-IV-Empfänger aufregen.

1 12 2010
Scribine

„Ich geb´mir jetzt die Kugel“, wollte ich eigentlich sagen . . .

Aber, nicht einmal mehr dieser „Slogan“ heitert mich auf – das Zeug schmeckt einfach nicht . . .

1 12 2010
bee

Dieses Land ist ein Paradies für Politiker, die Probleme lösen wollen, die sie selbst herbeireden.

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