Regentanz

31 07 2012

Schwungvoll schloss Hildegard das Küchenfenster. „Ganz grau“, konstatierte sie. „Von Osten her zieht es so dunkel auf, es wird heute mit Sicherheit noch regnen. Wir sollten einen Spaziergang machen.“

Ihre Logik ist, man kann es nicht verleugnen, weiblich. Immerhin wird es damit selten langweilig. „Ich schlage vor“, begann ich vorsichtig, „dass wir zunächst eine ausführliche Erörterung abhalten, welche Ausflugsziele sich in Anbetracht der Uhrzeit und der klimatischen Verhältnisse als geeignet erweisen könnten.“ Sie ließ sich nicht beirren. „Wir werden am besten einfach ins Blaue hinausfahren. Und damit meine ich, dass ich jetzt keine große Diskussion möchte.“ Möglicherweise hatte ich den Befehlscharakter ihres Vorschlags unterbewertet, jedenfalls begann sie umgehend damit, sich in grobes Zeug und festes Schuhwerk zu kleiden. „Ich werde also die Zeitung für die nächsten Wochen abbestellen“, informierte ich Hildegard, „und ich sage Jonas für Sonntag ab.“ Sie sah mich nur an. „Ich dachte, wie Du Dich gerade kostümierst, wird es mindestens eine dreiwöchige Alpenwanderung werden.“

Der Schuhlöffel schlug neben mir auf dem Boden auf; Hildegard hatte ungenau gezielt. „Denk an den Schirm“, mahnte ich sie. Sie reagierte prompt. „Wenn ich jetzt einen Schirm einpacke, wird es natürlich sofort zu regnen anfangen.“ Das leuchtete mir sofort ein, wenngleich sie sonst das Gegenteil behauptete. „Außerdem wirst Du den Schirm überall liegen lassen, und ich schleppe nicht die ganze Zeit einen Schirm mit, damit Du ihn liegen lässt und ich nass werde.“ „Moment“, unterbrach ich sie. „Wenn wir also mit dem Schirm losgehen, werden wir nass, weil es regnet, weil wir mit dem Schirm losgehen?“ „Deshalb bin ich auch dafür, dass wir ohne den Schirm losgehen – Du wirst ihn nicht liegen lassen, und deshalb wird es nicht regnen.“ „Weil ich ihn nicht liegen lasse, oder weil wir ohne den Schirm gehen?“ Ich hatte gar nicht gewusst, dass ich zwei Schuhlöffel besitze.

Gemächlich rollten wir die Landstraße entlang. Über uns zogen graue Wolken, es wehte ein böiger Wind. „Wenn wir schnell genug fahren, sind wir in Koogsbüttel, bevor es losgeht.“ Hildegard krampfte die Hände ins Lenkrad und beschleunigte den Wagen. Ich schwieg. Ein falsches Wort hätte das fragile Gleichgewicht aus der Balance gebracht, und ich wollte unter keinen Umständen wieder mit alten Geschichten ankommen, wiewohl sie mir lebendig vor Augen standen. Vor einigen Jahren waren wir zu nachtschwarzen Zeiten Richtung Mittelmeer aufgebrochen, und pünktlich zu Mittag riss meine Gefährtin jäh das Steuer herum, grätsche auf die Gegenspur und raste mit stierem Blick gen Heimat. Bis zum Abend war sie nicht ansprechbar gewesen. Mit quietschenden Reifen hatte sie vor dem Haus gehalten, war wie von der Tarantel gestochen aus dem Auto gestürzt, ins Obergeschoss gelaufen, und dann kam sie heiteren Schrittes und sichtlich entspannt wieder zurück. „Wir können“, teilte sie mir mit, ließ den Anschnallgurt klicken und drehte den Zündschlüssel. „Ich wollte nur wissen, ob wir die Schirme dabei haben.“

Ein leichtes Sprühen auf der Frontscheibe ließ sich nicht mehr leugnen. „Das ist kein Regen“, belehrte mich Hildegard, „die Luftfeuchtigkeit fällt aus. Sozusagen überschüssiges Kondenswasser.“ Ich biss mir auf die Zunge. „Man findet das meist in der Nähe von Regengebieten. Also außerhalb der eigentlichen Regengebiete. Weit außerhalb. Sehr weit außerhalb.“ Nichts hätte mich dazu gebracht, ihr zuzustimmen. Außerdem konnte ich gerade nicht weglaufen.

Wenigstens ging an der Uferpromenade eine leichte Brise. Die Regenfront war noch etwas entfernt. Am Hafenrand verkauften einheimische Händler Fischbrötchen, Buddelschiffe, maritime Souvenirs, Fischbrötchen, Aquavit, Seekarten sowie Fischbrötchen. Hildegard sah skeptisch zum Himmel empor. „Und wenn es jetzt doch regnet?“ „Das ist ausgeschlossen“, antwortet ich im Brustton der Überzeugung. „Du hast keinen Schirm bei Dir, also kann es nicht regnen.“ „Moment“, hakte meine Beste ein, „Du hast den Schirm nicht mitgenommen! Wenn ich nass geregnet werde, dann bist ausschließlich…“ „Es kann nicht regnen“, kürzte ich die Debatte ab. „Da Du beschlossen hast, dass es nur regnet, wenn ich den Schirm dabei habe, ist die augenblickliche Niederschlagsneigung so gut wie nicht vorhanden.“ Sie knirschte mit den Zähnen. „Es würde aber doch nicht regnen, wenn Du den Schirm wenigstens nicht immer überall liegen lassen würdest!“ „Deshalb hast Du ja auch keinen dabei“, antwortet ich seelenruhig und biss in mein zweites Fischbrötchen. Es sah tatsächlich etwas nach Regen aus. Möglicherweise lag das aber auch nur am Wetter.

Leicht, aber gleichmäßig setzte der Nieselregen ein, erst sanft, dann jedoch mit unerwarteter Stärke. Es goss in Strömen. Hildegard zog ihre Jacke am Kragen zusammen. „Das hätte doch wirklich noch warten können“, schimpfte sie. „Wer hätte damit gerechnet – abgesehen von den Gewitterwolken da hinten war der Himmel doch quasi völlig blau.“ Ich blickte gebannt in den endlosen Strom, der sich vor der Fischbrötchenbude aufs Pflaster ergoss. „Jetzt sag doch auch etwas!“ Stattdessen ergriff ich ihre Handtasche, öffnete den Reißverschluss und holte einen Taschenschirm heraus. „Da ich keinen Schirm mitnehmen sollte, habe ich ihn Dir gegeben.“ Fassungslos sah sie mir zu, wie ich den Schirm öffnete. „Und ich habe ihn nicht einmal irgendwo liegen lassen.“ Sie schnappte sich wutentbrannt den Schirm und stampfte durch den prasselnden Regen; ich kam kaum nach. Erst in der Mitte der Promenade drehte sie sich abrupt um und schrie mich zornig an. „Du hättest ihn wenigstens im Auto lassen können. Was meinst Du wohl, warum es jetzt regnet!?“





Mit aller Gewalt

30 07 2012

„Wennse ma so richtig Dreck sehn wolln, denn kommse ins Jefängnis. Sahrenhaft, wat die da vaanstaltn. Die janze Bundesrejierung uff een Haufn. Det vajessnse nich so schnell wieda.

Da ha’ck ja nu ’ne jroße Vaantwortung ze trahren füa det deutsche Volk un die deutsche Demokratie. Det is ’n richtich jroßet Ding! Nee, jrößa noch. Nich wie bei den Nürnberjer Prozessn. Eha so wie jejen die RAF. Det jeht ja um wat. Sahrense wenichstens. Na, als mittelbar dem Jericht untastellta Anjestellta, der füa die Sicherheit von det Janze zuständich is, da trahr ick nu ehmt mit an die Last, die nun dem deutschen Volke wird abjenomm. Jut, als Jefängniswärta könnense det ooch beßeichnen. Aa dit ha’ck ja nich mein Lehm lang jemacht, da hammse ma ßu übaredet. Mit den freundlichen Hinweis, det se ma aus de Bude schmeißen dhun, wenn ick nich füa ’n Euro det Jericht in meine staatsbürjerliche Vaantwortung ze stützen bereit bin. Lustich, wa? Det die von so’n Staatsbürja ooch noch Stütze valangn, wennse ihn keene mehr wern ßahln wolln.

Ick bin ja nu hia freischaffenda Hausmeesta. Uffn ßweetn Büldungswech jeworn, wa. Wenn so’n Job der Rendite im Wech steht, denn wer a ehmt abjeschafft. Vorerst der Job. Un denn wernse so wat von freijestellt, det könnse jloohm. Is ja nua, weil et der deutschen Wüchtschaft bessa jeht, wenn der jemeine Arbeeta nich so ville arbeetn dhut, wa. Det is Dienst an det Vataland. Lieb mia, oder ick zerhack Dia die Kommode.

Un nu ha’ck hia ’n Job in’n Vollzuch. Aa ick sahre ma so, die sinn hia alle ’n bissken doof uff eene Backe. Da jeht keena freiwillich. Die vonne FDP sowieso schon ma jar nich. Kost un Logis is füa umme, arbeetn brauchn se nich, denn wernse die Anjestelltn anpöbeln, weil die füa ihr Jehalt wat dhun missn – Sie, det is füa die wie in det liberale Paradies. Der Westawella, der hat ja schon ’n Antrach jestellt uff Lehmslänglich. Det is ja richtich jut hia. Det Jericht wird sicha sehr beeindruckt sein.

Een Sott is det, Sie! Die machn een uff jebildet, aa denn könn die sich nich ma die Flossen waschn nach’n Jang in det Porßellanstübchen. Ob det die Vorratsdatenspeicharung is, det Asylbewerbajesetz, wo die Mischpoke jeht un steht – eene Spua der Vawüstung zieht sich hinta denen her. Dreck un Zerlejung der öffentlichn Ordnung. Die Spezialistn wern det Land sonst rejieren? Nee, Allüren ham die, die würd ick ma rausnehm lassn.

Vafassungshochvarrat is dit nehmlich. Wie die det Wahlrecht wieda manipoliern wolltn, da hat det Bundesvafassungsjericht endlich ’n P vorjeschohm. War ja ooch ma Sseit, wa. Da hat eena jesungn – die janze Bande hat det Jrundjesetz nich uffn Schirm jehabt. Den Rechtsstaat abschaffn un de Demokratie wollnse, sacht det Jericht. Un die Jrundrechte ooch. Det is unanjenehm, wenn man so’n Vohrel innet eijene Nest hat, wa.

Wie det jekomm is? Wie der Friedrich die janze Bundespolente rausjeschasst hat, die ham sich jedacht, nu kriejen wa’n an’n Kanthaken. Den machense alle. Denn sacht a, det a ’n jestörtet Vahältnis hat mit die Beamten. Ick wer Ihnen sahren, wenn wa nu allet wechseln, wo der Herr Minista ’n jestörtet Vahältnis ßu haben dhut, denn könnense den die Rübe uffseegn un die nasse Schrippe rauspuhlen. Lächalich!

A popo Schrippe – det is ’ne Sauerei, wenn die Herrn Untasuchungsjefangenen friehstickn. Det is ja jeden Tach, Meinense, die dhun ma uffräum? Ick wer den ’n Schredder hinstelln, denn könnse ihre hochwohljebohrne Hintalassenschaft da rinkloppen, un denn is aa Ruhe im Kartong.

Nu wird det Jericht ja sahren, wie det is mit die Staatsjewalt. Wenn det Jrundjesetz noch Jültichkeit besitzen dhut, denn is det mit die Jewalt jar nich die Sache vonne Polletik. Denn ist det ja ’ne Sache von det Volk. Alle Jewalt jeht von det Volk aus. Det steht so im Jrundjesetz. Un wenn die ma so richtich ausjejangen is, wissense, denn kommt die aa jewiss nich ßürück, det könnse ma jloohm.

Nee, sahrense nich, die Jewalt wird jar nich von diesa Rejierung anjetastet – sinn det nua die Abjeordneten, die nich jewusst hattn, wofüa se jrade stümmen? Füa’n Rettungsschirm un jejen die Spanier? Staatsjewalt? Wennse uff Hartz IV sinn, so als wie icke, denn kricht Staatsjewalt aa ’n janz komischen Beijeschmack von Wahrheit.

Det wolln die hinkriejen wie det Aas aus Braunau – mit det Jrundjesetz jejen die Vafassung. Wenn det in’n Reichstach brennen dhut, denn hat sich det Feua aa anne Hausordnung ze haltn. Die wern det imma wieda vasuchen, wenn det Jericht nich is. Die vasuchn det. Mit alla Jewalt hammse det vasucht. Mit alla Staatsjewalt.

Nu sinn wer ja ’ne Komikernation, wa. Det hat die Olle, die Kanzlersche hat det jesacht. Wer det heeren dhut, wat die vorm Jericht unta sich lassen, der jloobt det ooch. Dia Vateidijung wer ja nu sahren, det sinn allet lupenreine Demokratn. Weil, die ham det Bundesvafassungsjericht ja jar nich abjeschafft ßwischndurch. Det is lustich, wa? Naja, da hat Schäuble, der olle Rollkommandör, der hat sich vor det Jericht vaplappat. Et jab keene jute Jelejenheit, det marktkonform ze machn. Der Vateidija hat det Mandat ja direktemang niederjelecht. War sollste machen. Säufste, stirbste. Säufste nich, stirbste ooch. Denn säufste ehmt.

Nach’n Sswanßichstn? Det Jrundjesetz hat ’n paar jute Sachen drin, aa mit’n Artikel Sswanßich kriejense det Volk nich uff de Straße. Da herrscht wat, aa et is nich der Widastand, wa. Ach so meense dit. Nee, Widastand is ßwecklos. Den ßwanßichstn Juli, det lassense ma. Det ist würksam, da hamse ja Recht. Aa denkense ma an unsaein. Wer macht den janzen Dreck denn wieda wech?“





Theaterschnaps

29 07 2012

für Kurt Tucholsky

Da oben steht der Trunkenbold
im Hemd auf dem Theater.
Der Schnaps durch seine Kehle rollt.
Bald hat er einen Kater.

Er setzt die Flasche an und schluckt.
Gleich ist er sturzbetrunken.
Und während er noch glasig guckt,
ist er schon abgewunken.

Theaterschnaps, der uns die Zeit
verkürzt, macht scheinbar glücklich.
Und wäre er schon Wirklichkeit,
die wäre unerquicklich.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CII)

28 07 2012

Man hörte Miss Flint, die in Kiln
die Kirche bewacht, ständig brüllen.
Das klang zwar gefährlich,
doch sagte sie ehrlich,
man höre Gebrüll nur im Stillen.

Alberto, er kochte in Sarre
im Sonnenschein. Still stand die Karre.
„Den Bruder“, so sprach er,
„erwartet dann nachher
wenn er mit dem Sprit kommt, die Knarre…“

Da James, Herrenschneider aus Grant,
den neuesten Schnitt noch nicht kennt,
erblickt man verwundert,
wie von 1800
sein Anzug aussieht – ganz im Trend.

Es hat sich Adela in Cliza,
obwohl sie die vorher noch nie sah,
auf Bretter nebst Bindung
zur Gleichgewichtsfindung
gestellt, weil im Fernsehn sie Ski sah.

Herr Wood shamponierte in Belle
bei Trixie das schwarzbraune Fell
mit Seife. Recht kräftig.
Er staunte recht heftig:
der Hund wurde nach und nach hell.

Fernando beschwert sich in Praia
bereits laut auf der Hochzeitsfeier.
Die Braut ordert Seide
und Samt und Geschmeide,
kurz: alles, was schön ist – und teuer.

Als Mitch zu sich kam dort in Winn,
lallt er: „Weiß denn wer, wo ich bin?“
Dem Einbrecher sagte
(da der ihn ja fragte)
Herr Blacksmith: „Ich weiß es. Hier drin.“





Gernulf Olzheimer kommentiert (CLX): Die Wegwerfgesellschaft

27 07 2012
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Im Schweiße seines Angesichts eignete sich der Hominide den Werkzeuggebrauch an. Was er an Stock und Stein fand, das machte er sich zunutze, um allmählich vom unbeholfenen Höhlenbewohner aufzusteigen zum kundigen Besiedler der Steppe. Nur hinter vorgehaltener Hand wisperte der Alte den Söhnen, wo der Flint wuchs, und splitterte das Werkstück am Knochen des wohlschmeckenden Säbelzahntigers, so fluchte der Schamane leise in den Bart und versuchte, die Scharte auszuwetzen. Steckten doch im Faustkeil Stunden der Arbeit, Verstand und Erfahrung. Der moderne Depp, dem der Schraubendreher im zum Pflegefall gereiften Toaster abbricht, tritt beides in die Tonne. Wozu auch nicht, wir leben in einer Wegwerfgesellschaft.

Telefon und Topf, Hobel und Hose wachsen scheint’s auf goldenen Bäumen, sie sind immer und überall verfügbar und kosten nicht die Welt, wenigstens nicht unsere. Da, wo der Nanodenker die Globalisierung über den Billiglohnmarkt peitscht, sieht die Sache schon anders aus, aber das sieht der Bekloppte in den Industrienationen ebenso wenig wie die Ansammlungen von PET-Pötten und Aluminiumkapselmüll, die auf den Ozeanen träge wie Konservative im Untersuchungsausschuss vor sich hin dümpeln, in Afrikas Erdreich rotten oder das Delta des Mekong zur Brackwassersuppe verquasen. Was der Konsument nicht vor der Haustür hat, interessiert ihn nicht, und sollte es die Preise verderben, so zahlt er, Hauptsache, er erfährt den Schmadder nicht. Die Wegwerfgesellschaft gebiert Ungeheuer, sie sind bunt bedruckt, enthalten Weichmacher, pestizidverschwiemelte Wolle von fünfbeinigen Schafen und Schrauben, die sich nur in eine Richtung drehen lassen, damit man das Ding, wackelt auch nur eine Zierleiste, komplett entsorgen muss. Der Markt vergibt ja nichts, denn ein repariertes Paar Schuhe ist ein Paar weniger, das den Aktionären die Kohle in den Schoß schaufelt.

Längst haben wie den gesunden Verbrauch hinter uns gelassen und sind von Konsumenten zu Konsumisten geworden, die sich von jäh knapper werdendem Geld das kauft, was die heiß laufende Propaganda euphorisch in den Cortex jodelt – schneller, teurer, weiter, nutzloser: wenn Überfluss das ist, was uns zum Hals heraushängt, scheint die Gesellschaft der Konsumnationen offenbar eine schwere Aversion gegen Ethik entwickelt zu haben. Der gemeine Behämmerte weiß gar nicht, wie er im halbjährigen Wechsel ohne ein neues elektrisches Waffeleisen ausgekommen ist, ohne automatisch quantengesteuerte Oberflächenhitzemessung bei vorwählbarem Bräunungsgrad mit separater Fuzzy-Logic-Teigmengensteuerung, Gesichtserkennung und Feststofffüllanzeige. Das aktuelle Modell wird garantiert zum kommenden Quartal in den Orkus gleiten; es hat kein WLAN.

Wer das Gesicht des Elektromonteurs erblickt, wie er sich konfrontiert sieht, ein drei Jahre altes Haushaltsgroßgerät durch Austauschen eines Kippschalters wieder gebrauchsfähig zu machen, guckt ein dunkelschwarzes Loch des Einfalt. Die betriebswirtschaftlich geplante Obsoleszenz des Gutes hat langsam religiöse Züge angenommen, ein Prinzip, das der Bekloppte mit buddhistischer Gelassenheit wie Inkarnationszyklen herbetet. Die beste aller Welten ist immer die, in der der nächste elektrische Nasenhaarschneider vorkommt.

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, darum schlonzt der Steuerungsapparat regelmäßig Murks wie Energiepseudosparfunzeln und Biosprit in die wehrlose Umgebung, denn es ist der Sabbelkrampe gründlich wurst, wie wir mit der Ersatzerde im Kofferraum umgehen, solange er selbst weiß, dass er vor dem Eintreffen der chemischen Keule längst wieder im niedermolekularen Bereich existieren wird. Es sind nicht seine Altlasten. Die heutige Generation interessiert das Huhn auf dem Teller, nicht die Tatsache, dass die zwanghafte Zucht des Verdübelten einen hühnerfreien Planeten zeitigen wird, wo eine Welt ohne produktionsgesteuerte Popelpriester so viel sinnvoller wäre. Wie viel Öl, Wasser, Strom könnten wir uns durch Verzicht auf stylische Instantpapppackungen sparen, allein der Nachbar wüsste nicht auf zwanzig Schritt Distanz, welche Plempe wir uns da in den Trolley hebeln.

Perfektioniert wird diese Entfremdung zwischen Produktion und Verbrauch durch die schiere Unmöglichkeit, als durchschnittliches Bürgerimitat an der vernunftgesteuerten Eindämmung der Hochglanztristesse teilzunehmen. Da nämlich Umweltbewusstsein und Konsumverzicht wegen ihrer Kostspieligkeit nur noch Statussymbole für die besitzende Klasse sind, die ihre Pinkeltasten, Jutebeutel und Solarpanels durch dicke Zwölfzylinder und Langstreckenflüge mehr als ausgleichen, könnten wir uns das Recycling im Grunde gleich kneifen. Im Zweifel blökt die Elite etwas von Spießigkeit am falschen Platz und verurteilt den Verweigerer zur Höchststrafe: er ist schuldig, Arbeitsplätze vernichtet zu haben (was selten stimmt) und damit Renditen (was zutrifft).

Der Konsumterror geht an seinem eigenen Immunsystem zugrunde, da der längst übersättigte Markt nicht aufs Kotzen verzichten will. Wir müssen offenbar erst zur Mangelwirtschaft werden, um unsere Ressourcen vernünftig zu nutzen – und dank des sich in seine Bestandteile zermarmelnden Turbokapitalismus werden wir auch bald eine sein. Es besteht also noch Hoffnung. Packen wir’s an.





Wahlfreiheit

26 07 2012

„… halte die derzeitige Fassung des Bundestagswahlrechts für verfassungswidrig. Es fehle laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts an einer wirksamen Regelung des…“

„… kritisiere das CDU-Präsidium, dass die Opposition erst jetzt bereit sei, die Novellierung des Wahlrechts gemeinsam mit der Regierung zu…“

„… und ein guter Tag für die Demokratie. Bundespräsident Gauck habe keinen Zweifel daran, dass sich die Freiheit in sämtlichen Belangen durchsetzen werde; mit der Wahl-Freiheit könne nun erstmals ein negatives Grundrecht getestet…“

„… habe sich Schäuble nicht mit seinem Vorschlag durchsetzen können, Regierungsämter künftig zu entfristen. Auch in Nordkorea, so der Bundesfinanzminister, sei diese Praxis gut in…“

„… müsse ein derart vorsätzlich die freiheitliche demokratische Grundordnung missachtendes Gesetz ernste Rechtsfolgen nach sich ziehen. Westerwelle schlug vor, neben Voßkuhle auch die Initiatoren der Normenkontrollklage mit empfindlichen Strafen zu…“

„… einen weiteren guten Tag für die Demokratie. Von der Leyen habe es als großen Fortschritt bezeichnet, dass Grundrechtssicherheit in Deutschland nicht länger die Ausnahme sei, wie sie selbst mit der Höhe der Regelsätze zu…“

„… weise Lindner entschieden zurück, es handle sich für die Liberalen beim Neustart des Neustarts des Neustarts des Neustarts des Neustarts des Neustarts des Neustarts des Neustarts des…“

„… sich nach Malawi und der Ukraine nun auch Aserbaidschan entschlossen habe, sämtliche Beziehungen zu Deutschland abzubrechen, da es die konservative Regierung nicht einmal trotz ausreichender finanzieller Mittel geschafft habe, demokratisch wirkende Wahlen zu…“

„… alternativlos für die Zukunft Deutschlands. Rösler habe darauf bestanden, dass Wachstum nicht ohne immer noch mehr Überhangmandate…“

„… zeige sich Pofalla sehr enttäuscht über die CDU-Wähler, die trotz der offensichtlichen Verfassungsmängel weiterhin für die Union stimmen und so ihre verfassungsfeindliche…“

„… habe sich Maaßen nicht dazu entschließen können, die Bundesregierung zu observieren. Der designierte Verfassungsschutz-Präsident habe vor Pressevertretern bereits verlautbart, von einer verfassungsfeindlichen Organisation unterscheide sich Merkels Truppe dadurch, dass auch nicht das geringste Anzeichen für organisierte…“

„… sei durch das negative Stimmgewicht zu erwarten, dass bei einem traditionell schlechten Wahlkampf der Sozialdemokraten so viele Stimmen für die Union entstünden, die wiederum für die SPD…“

„… halte sich Putin mit Kritik zurück. Der russische Präsident betrachte Merkel zwar als mäßig begabt, zur lupenreinen Demokratin mangele es ihr allerdings an der nötigen…“

„… kein Problem, die Gewaltenteilung aufrecht zu erhalten. Uhl (CSU) plädiere dafür, die Geschäfte weiterhin in der Hand der regierenden Sicherheitskräfte zu…“

„… dass nach Ansicht der FDP-Experten für Verfassungsrecht eine legale Abwahl der Liberalen nun nicht mehr als bedrohliche…“

„… habe ein verfassungsgemäßes Wahlrecht als unverzichtbares Fundament einer funktionierenden Demokratie bezeichnet. Niebel vertrete jedoch die Ansicht, Deutschland bedürfe dessen nicht, da die Demokratie hier inzwischen komplett im…“

„… könne die aktuelle Zusammensetzung des Deutschen Bundestages analog zur Volkskammer eingefroren werden. Merkel habe zu Verstehen gegeben, ihr sei es inzwischen sowieso völlig egal, ob sie ihre Stimmen aus der Opposition oder…“

„… falls ein nicht mit der Verfassung konformes Gesetz dennoch Gültigkeit behalte, müssten auch widerrechtlich angeeignete Güter sofort legalisiert werden. Unterstützung habe Koch-Mehrin vom ehemaligen Bundesverteidigungsminister und…“

„… eine freie Wahl nach Ansicht von Kauder und Steinbrück täuschend ähnlich zu simulieren sei, wenn SPD und Union mit den Grünen und der FDP fusionierten. Die Einheitsliste der Nationalen Front sei durchaus als tragfähiges Vorbild geeignet, den Frieden der bundesdeutschen demokratischen Republik auch weiterhin zu…“

„… den langen und schmerzhaften Weg zur Demokratie antreten zu wollen. Rückschläge seien durchaus nicht vermeidbar, die Bevölkerung müsse jedoch eingebunden werden in den sozialen Prozess, um die Berührungsängste vor der neuen Machtform zu verlieren. Al-Chatabi drücke seine tiefe Überzeugung aus, nach dem Vorbild Ägyptens könne sogar Deutschland irgendwann…“

„… noch nicht abschließend geklärt. Friedrich habe allerdings betont, es gebe weiterhin keinen Beweis dafür, dass das Bundesverfassungsgericht historisch zu Deutschland…“

„… werde man natürlich eine schnelle Einigung anstreben, ob durch einfachen Beschluss des Innenausschusses die Fraktion der Linken aus der Nationalen Front ausgeschlossen werden dürfe. Laut ihrem Fraktionsvorsitzenden Trittin seien die Grünen empört und hätten in Berlin eine Protest-Demonstration angekündigt, würden jedoch aus Fraktionsdisziplin gemeinsam mit den Stimmen der CSU und…“

„… sei das Feuer kurz nach 21 Uhr im Restaurant gemeldet worden, auf Grund mehrerer Brandherde habe der Reichstag jedoch rasch vollständig in Flammen gestanden. Da zum Glück kein Bundestagswahlkampf mehr nötig sei, wolle man künftig auf…“





Billiger Jakob

25 07 2012

„Ist er eigentlich schon auf diesen Occupy-Demos gesichtet worden?“ „Nicht, dass ich wüsste.“ „Und es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass sich Sigmar Gabriel um eine rasche Heiligsprechung bemüht?“ „Mir ist nichts bekannt.“ „Warum will er ausgerechnet jetzt die Banken regulieren?“ „Will er ja gar nicht.“ „Aber er ist doch der Ansicht, dass das jetzt schleunigst zu geschehen habe.“ „Also erstens ist das Wahlkampf – oder wird vielleicht mal welcher, wenn sie ihn lassen.“ „Und zweitens?“ „Zweitens hat er die Forderung erhoben. In der SPD bedeutet das regelmäßig, dass eine Sache in der Ecke liegt, bis man vor Schimmel nichts mehr sieht.“

„Finden Sie Ihre eigene Argumentation nicht ein bisschen sehr populistisch?“ „So populistisch wie Gabriel?“ „Was wollen Sie, er bemüht sich jetzt um eine praktische Umsetzung.“ „Da braucht’s dann ja nicht auch noch theoretische Kenntnisse. Übrigens habe ich diese Art der Entschlossenheit vermisst, als die Kohle für spanische Banken vom Bundestag bewilligt wurde. Die praktische Umsetzung seiner jetzigen Einsichten wäre da durchaus nicht verkehrt gewesen.“

„Im Grunde hat Gabriel doch Recht.“ „Das schon.“ „Man muss doch die Finanzbranche und die Versicherungen jetzt an die Kette legen.“ „Sehe ich auch so.“ „Und für Aufsicht sorgen, am besten auf internationaler Ebene.“ „Vollkommen richtig.“ „Sehr begeistert scheinen Sie nicht zu sein.“ „Wer hat denn diese neoliberale Geisterfahrt begonnen?“ „Aber er hat den Banken unanständige Gehälter vorgeworfen!“ „Ach, wie edelmütig. Zahlen denn diese Banken in der Chefetage nicht mehr als drei Euro fünfzig die Stunde?“ „Wie kommen Sie auf drei Euro fünfzig?“ „Weil das die unanständigen Gehälter sind, die das Land gerade schädigen.“

„Ist es nicht putzig, wenn ausgerechnet der Schubladenminister Schäuble ihm vorwirft, dass er die Bankenregulierung an der Verfassung vorbei in die Grütze geritten hat?“ „Durchaus berechtigt, finde ich. Als Innenminister war Schäuble ja für die Verfassung zuständig, meistens sogar dafür, dass sie ausgehebelt werden konnte.“ „Und das mit der Deregulierung?“ „Das war Sache der SPD, das ist auch richtig. Wenn das die SPD nicht gemacht hätte, würde Schäuble seinen Schattenhaushalt nie so gut hinbekommen haben.“ „Was versteht denn Schäuble eigentlich vom Bankwesen?“ „Nicht so besonders viel. Aber er erkennt Exzesse und Fehlverhalten, auch wenn sie für ihn zum normalen Geschäft zu gehören scheinen.“

„Warum hat eigentlich die SPD dem Rettungsschirm so begeistert zugestimmt? und dem Fiskalpakt?“ „Beim ESM könnte es sein, dass sie nicht so genau wussten, worum es dabei im Grunde ging. Beim Fiskalpakt bin ich mir aber nicht so sicher.“ „Das heißt, sie stimmen einer Maßnahme zu, deren Tragweite sie nicht überblicken?“ „Das war jetzt nur auf den ESM bezogen.“ „Und sie hebeln bei vollem Bewusstsein das Parlament aus?“ „Ich sagte doch, das gilt nur für den ESM!“ „Und sie beschließen, den Banken noch mehr Steuergeld ohne jede Gegenleistung in den Rachen zu schmeißen, damit die weiterzocken können? Ohne auch nur einen Gedanken an die Regulierung der Finanzbranche zu verschwenden?“ „Das verstehen Sie nicht. Es handelt sich um Wachstumsimpulse.“ „Der deutsche Arbeitnehmer hat doch gar nichts davon, mal ganz abgesehen von den deutschen Steuerzahlern.“ „Aber die Guthaben der finanziellen Oberschicht wachsen ein kleines bisschen schneller als erwartet. Meinen Sie nicht, wir sollten alle etwas mehr Dankbarkeit zeigen, wenn es Deutschland mit sozialdemokratischer Hilfe besser geht?“

„Warum macht er das?“ „Schauen Sie mal auf den Kalender.“ „25. Juli?“ „Billiger Jakob. Alles muss raus.“ „Dabei verschachert man doch als Sozialdemokrat sonst immer nur seine Ideale.“ „In Krisenzeiten muss man eben auch ins Schaufenster legen, was man gerade gar nicht auf Lager hat.“

„Als nächstes werden Sie mir sicher erklären, dass das alles ein abgekartetes Spiel ist, damit sich Merkel in ihrer dritten Amtszeit endgültig den Hals bricht.“ „Sagen Sie das ja nicht weiter!“ „Wie, das ist eine…“ „Erzählen Sie das niemandem – sonst werden Sie erschossen.“ „Also bitte, Sie reden ja nur…“ „Ich kann Ihnen nicht mehr verraten, aber die Liberalen sind längst umzingelt.“ „Was soll denn das heißen?“ „Der Seeheimer Kreis spaltet sich ab.“ „Dann wäre die SPD ja am Ende wieder sozialdemokratisch.“ „Es kommt noch besser – sie fusionieren mit der FDP!“ „Das kann doch nicht gut gehen, Merkel würde doch sofort eine Koalition mit denen… – Halt mal, das ist ja genial!“ „Eben. Einen plappernden Milchbubi als Vizekanzler kann man in Kauf nehmen, wenn man selbst nicht viel zu bieten hat. Aber eine solche Ansammlung an Knalltüten? Mutti wird ihrem Namen alle Ehre machen, die erste Sozialdemokratin in der CDU zu sein.“

„Man muss sich nur fragen, was eigentlich die Banken von Gabriels Verhalten denken sollen?“ „Sie meinen, ob der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands am Lachkrampf verstirbt? Die werden es gelassen hinnehmen.“ „Weil sie wissen, dass Gabriel sowieso nicht der nächste Kanzler wird?“ „Einmal das, und abgesehen davon, dass er sicher nicht Finanzminister in der nächsten Regierung sein wird, ist das für sie ein Signal, dass die SPD auf friedliche Koexistenz aus ist.“ „Weil sie gar nicht erst eine Kanzlerschaft anstrebt?“ „Weil sie im Wahlkampf bereits derart überzogene Forderungen aufstellen, dass es den Wählern klar ist, wenn gar nichts davon übrig bleibt.“

„Wäre es dann nicht ehrlicher gewesen, Gabriel hätte es mit einem Mea culpa begonnen?“ „Warum das denn?“ „Wer hat denn die Finanzmärkte bis zum Anschlag dereguliert und sich dafür auch noch von den Banken lobpreisen lassen? Wer hat den Sozialstaat in seine Bestandteile zerlegt? Wer hat jahrelang das beschleunigte Auseinanderklaffen der Volkswirtschaften in Europa nach Kräften gefördert und den Bürgern erzählt, das sei alles gar nicht so schlimm, solange es noch zwanzig Prozent Rendite auf Hedgefonds gibt und einträgliche Wetten gegen den Euro?“ „Was erwarten Sie denn von dem Mann – der kann doch nicht so einfach die Hosen herunterlassen?“ „Ich verlange einfach, dass dieser Fettsack glaubwürdig ist!“ „Ausgeschlossen.“ „Weil er sonst in der nächsten großen Koalition nichts zu melden hat?“ „Quatsch.“ „Stimmt ja, er kommt auch aus Hannover.“ „Ach was, denken Sie doch mal nach.“ „Ich komme nicht darauf.“ „Glaubwürdigkeit – Sie sind doch nicht mehr ganz bei Trost.“ „Warum denn nicht? Für einen richtigen Kanzler?“ „Der Mann ist Sozialdemokrat!“





Schuld und Bühne

24 07 2012

„… habe er nicht das Demokratieverständnis der CDU vertreten, weshalb man sich zwar frühzeitig entschlossen habe, ihn als Ministerpräsidenten innerlich nicht mehr zu unterstützen, ihm aber seine Gefolgschaft im Landtagswahlkampf nicht zu…“

„… habe sich das Präsidium allerdings empört gezeigt über das Urteil des Rechnungshofs, der den Kauf als verfassungswidrig eingestuft hatte. Man habe jedoch insgeheim die Meinung vertreten, dass die Behörde möglicherweise richtig…“

„… einstimmig angenommen. Nach gut informierten Kreisen enthalte die Resolution unter anderem die eindeutige Aussage, niemand habe je zuvor die Parteichefin und Bundeskanzlerin als ‚Mutti‘ bezeichnet; dies müsse sicher eine Erfindung des ehemaligen Ministerpräsidenten sein, der dafür ganz alleine verantwortlich…“

„… äußerst bedauerlich, dass der ehemalige Ministerpräsident nun im Ruf stünde, sich von einem Banker wie eine Marionette herumdirigieren zu lassen. Im Gegenteil habe der ehemalige Ministerpräsident Stärke und Unternehmergeist bewiesen, da er sich strikt an die Anweisungen eines Bankexperten…“

„… sich entgegen früherer Berichte um Schulden in Höhe von 40 Millionen Euro handeln müsse. Diese seien mit Sicherheit während der Regierung bis März 2011 entstanden, da der CDU-Landesverband keine andere Erklärung für…“

„… allzu lange und allzu unkritisch gefolgt sei, Kritiker als Schmarotzer und Vaterlandsverräter bezeichnet und erst mit dem Regierungswechsel schlagartig bemerkt habe, dass es sich bei den Ermittlungen tatsächlich um eine ganz legale…“

„… die derzeitige grün-rote Landesregierung auf der ganzen Linie versagt habe. Sie sei seit fast anderthalb Jahren unfähig gewesen, die chaotischen Zustände und die desolate Finanzlage im Ländle zu verbessern, was nur der CDU und den Liberalen…“

„… das harte Durchgreifen gegen die Demonstranten zu keiner Zeit und von niemandem gebilligt worden sei. Man habe sich jedoch in der CDU nie gegen den Ministerpräsidenten stellen wollen, da sonst eine große Verunsicherung in der Bevölkerung zu…“

„… die CDU immer schon gewusst, dass das Stuttgarter Tiefbauprojekt rein technisch nicht realisierbar sei. Aus Gründen besserer Planbarkeit für die Bauunternehmen habe man allerdings die genaue Betrachtung der Untersuchungsergebnisse vorerst auf die Zeit nach der nächsten…“

„… hätten 60 Jahre lang ihrem Land treu gedient und große Politiker hervorgebracht, deshalb dürfe die baden-württembergische CDU zwar an sich in Mithaftung genommen werden, nicht jedoch die 70.000 Mitglieder, die von jeglicher Schuld an den Geschehnissen absolut…“

„… inzwischen auf 65 Millionen Euro angewachsen. Zwar wisse keiner in der BW-CDU, ob und wofür der Ex-MP diese Schuldensumme zu verantworten habe, der Landesverband zeige sich aber zuversichtlich, bis zur Klausurtagung eine eindeutige Schuldzuweisung an…“

„… sich auch über innerparteiliche Richtlinien hinweggesetzt habe. So seien Bestechungsgelder mehrfach nicht aus den dafür vorgesehenen Kassen entnommen…“

„… sei Strobl immer schon bestrebt gewesen, in Baden-Württemberg eine grün-rote Regierung zu fördern. Die Union sei in nicht öffentlichen Diskussionen zu dem Schluss gekommen, der Fairness halber könne nur ein zwei bis drei Legislaturperioden dauernder Wechsel die Belange des Volkes wirklich…“

„… dürfe man nicht weiter behaupten, der EnBW-Deal sei eine einsame Entscheidung gewesen, an der die Landes-CDU nicht beteiligt gewesen sei. Im Gegenteil habe der ehemalige Ministerpräsident den Landesverband wohl in seine Geschäfte einweihen wollen, die Union habe es jedoch nicht gemerkt, was eindeutig an der mangelnden Information durch den ehemaligen…“

„… sei der Kostenrahmen für Stuttgart 21 erst während der Endphase vor dem Baubeginn deutlich überschritten worden. Man habe von Seiten der Union fälschlicherweise die Erdrotation sowie den Traubenzuckergehalt in Nashornhaaren für den verantwortlichen Faktor gehalten und könne erst jetzt mit letzter Sicherheit bestätigen, dass nur der ehemalige Ministerpräsident die…“

„… gravierende Verluste auch für die Bundes-CDU zu befürchten. Im Falle einer verlorenen Bundestagswahl sei man in Berlin gewappnet, die Verantwortung demokratisch nach Stuttgart zu…“

„… plädiere die Union schon seit mehreren starken Erdbewegungen im Gollachgau dafür, einen Zusammenhang zwischen tektonischen Prozessen und der Regentschaft des ehemaligen Landesvaters zu erforschen. Sollte ein wissenschaftlicher Beweis nicht gefunden werden können, so dürfe gemäß der an der Eberhard Karls Universität Tübingen verabschiedeten Erklärung dennoch ein klarer…“

„… ebenfalls ein klarer Beweis dafür, dass nur eine unionsgeführte Regierung Baden-Württemberg vor Filz und Korruption zu schützen…“

„… und vollkommen überraschend. Die Polizei teilte mit, sie habe den ehemaligen Ministerpräsidenten in der gefüllten Badewanne…“





Auf Herz und Nieren

23 07 2012

„Nehmen Sie doch noch ein bisschen Leber, die ist gerade ganz frisch. Sehr gute Ware, kann ich Ihnen nur empfehlen. Sie werden begeistert sein. Als renommierter Transplantationsmediziner sollten Sie da sofort zugreifen.

Wirklich gute Ware. Unsere Spender werden sozusagen kurz vorher noch einmal auf Herz und Nieren überprüft. Wirklich nur die allerbeste Ware, frisch auf den Tisch. Sie operieren selbst? Dachte ich mir, dass Sie vom Fach sind. Sie erkennen so eine vernünftige Bauchspeicheldrüse, oder?

Vor allem Ehrlichkeit – ja, wir müssen den Tatsachen auch mal ins Auge sehen, von uns wird Ehrlichkeit verlangt. Das ist ethisch ja auch das Mindeste, was man von uns erwarten kann. Wir sind da ganz ehrlich: es geht uns um’s Geschäft. Und da sind wir dann auch ganz seriös. Wenn wir bei der Steuer mauscheln würden – die Gefahr wäre viel zu groß, dass man durch so eine Nachlässigkeit ins Visier der Ermittler geriete. Nein, dann lieber ehrlich.

Netzhaut kann ich Ihnen empfehlen. Ist schnell gemacht. Die Spendenquittung nimmt man gleich mit. Momentan der Renner im Innenministerium. Und beim Verfassungsschutz. Immer nur rechts, aber da wird’s ja auch nicht mehr gebraucht. Im Gegenzug helfen uns die Schlapphüte bei den Akten. Sie wissen ja, Geheimhaltung ist alles. Und wenn niemand nachvollziehen kann, woher so ein Organ kommt, wird auch keiner rauskriegen, wo es landet. Den Rest erledigen wir mit der ärztlichen Schweigepflicht.

Nein, machen Sie sich keine Sorgen. Wir haben das im Griff. Das Ganze wird einfach vorgezogen, verstehen Sie? Wir warten nicht mehr, bis wir die Organe entnehmen können – wir quatschen die Leute schon hirntot, damit sie den Spenderausweis unterschreiben.

Momentan kann ich noch nichts Genaues sagen, aber wir arbeiten bereits an einer Verordnung für mehr Lebendspende aus deutscher Produktion. Bis jetzt hatten wir immer einigermaßen gute Erzeuger am Start, aber der Markt ist leider sehr volatil. Sommerferien, Motorradzeit, Baustellen, alles in Butter. Aber dann haben wir dieses Jahr so ein schlechtes Ausflugswetter – Baisse in Nieren, keine Lunge, keine Knorpel, nichts. Da müssen wir dann gegensteuern. Und genau da kommen dann die Arbeitslosen ins Spiel. Von einer Niere wird sich eine drei- bis vierköpfige Bedarfsgemeinschaft zwar auch nur maximal zwei Jahre lang ernähren können, aber länger geben wir denen eh nicht. Marktbereinigung, Sie verstehen?

Der Organhandel ist doch endlich mal eine Gelegenheit, sich solidarisch zu erklären mit unseren europäischen Nachbarn. Zeigen Sie Herz – nein, halt, Leber oder Milz oder so, und dann haben wir auch wieder genug Geld, um die spanischen Banken in Deutschland zu – die Deutsche Bank in Spanien, meinte ich natürlich.

Das befindet sich im Experimentalstadium. Bisher entnehmen wir Därme noch nicht bei der Routineausschlachtung, aber wir holen das natürlich schnellstmöglich nach. Der Bundesgesundheitsminister hat das so angeordnet. Denken Sie dran, der ist in der FDP – der hat seine ganze Karriere darin verbracht.

Wir müssen an unserem Erscheinungsbild noch etwas arbeiten. Die Öffentlichkeit ist immer so schnell abgeschreckt, wenn sie sich mit unserer Branche konfrontiert sieht. Mir schwebt da schon etwas vor: ‚Sie kaufen sich keine Leber, sie nehmen sich ein Leben.‘ Wie finden Sie das?

Übrigens Leber – wir haben da gerade wieder Aktionswochen fürs Upgrade. Kennen Sie zufällig Alkoholiker? Der Trend geht ja inzwischen zum Drittorgan. Wir nehmen den alten Lappen auch gerne in Zahlung. Wir liefern, Sie bauen ein. Deal? Nein, das geht nur bei Privatpatienten.

Es heißt ja schließlich ‚Gesundheitsmarkt‘, dann machen wir das hier auch nach Marktgesetzen. Nein, nicht wirtschaftlich gesehen. Wer am besten bescheißt, gewinnt halt.

Internationale Zusammenarbeit ist für uns als Zulieferer selbstverständlich eine große Chance. Sie können von unseren Kontakten nur profitieren – wir arbeiten an globalen Standards, um die Nachfrage auf dem Markt zu befriedigen. Nur mit strategisch guten Planungen können wir die Qualität sichern und die Transplantation voranbringen. Vornehmlich arbeiten wir auf höchster Ebene mit chinesischen Ministerien zusammen – nein, mit der Justiz. Uns schwebt vor, eine verbesserte Menschenrechtslage in China zu erreichen. Die Todesstrafe wird dann zwar häufiger vollstreckt, aber nur bei jugendliche Delinquenten. Aus denen können wir mehr rausholen.

Außerdem sind wir für erweiterte Kontrollen. Das muss einfach sein. Stellen Sie sich nur einmal vor, hier würden sich staatliche Stellen in alles einmischen, was uns als Organfachhandel den Laden am Laufen hält. Völlig unmöglich. Das ist doch auch nicht in Ihrem Interesse, Herr Doktor.

Also Leber. Wir haben hier etwas im Angebot, ganz neue Ware. Und Herzklappen diese Woche? Gut. Und dann haben wir noch frische Lunge. Darf’s noch ein bisschen mehr sein?“





Globalisierungskritik

22 07 2012

US-amerikanische Unternehmer mit Sitz im Kongress, die die Globalisierung vor allem wegen der Möglichkeiten schätzen, die Stückkosten durch Niedriglöhne zu senken, schäumen vor Wut. Nicht nur die Freizeitkleidung der US-Bürger wird dank der Globalisierung immer kostengünstiger, auch die Uniformen der USA-Olympioniken. Da beides nur verbrecherische Kapitalisten bereichert, die nichts als ihren Profit im Kopf haben. Wie zum Beispiel die chinesischen Textilarbeiter, die die Uniformen nähen. Oder eben die Kongressabgeordneten, die ganz patriotisch die Renditen dafür kassieren. Weitere Beweise dafür, dass der Mensch mit der Vernunft global überfordert ist, wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • strichmännchen gesicht: Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Striche handelt, sollte man nicht zu niedrig einschätzen.
  • baumstammschnitzer: Ich dachte, die wachsen schon so?
  • gruppennarzissmus in elitären gruppen: Wo auch sonst.
  • blinkende ampel: Saarland?
  • blätterabdrücke im beton herstellen: Achten Sie darauf, dass die Oberfläche noch nicht ganz ausgehärtet ist. Und drücken Sie die Blätter kräftig an.
  • deduktion: Ja, lässt sich entscheiden.
  • in die ostmark zieht der frühling ein: Die Kellertüren öffnen sich…
  • kein internet spass: Hat IM Friedrich auch nicht.
  • trockentaufe altöting: Das ist eine optische Täuschung, der Klerus ist da nur ziemlich verstaubt.
  • anatomie schnabel wellensittich: Rostral.
  • türblatt rechts ddr: Gab’s nicht. Da war alles links.
  • notwendigkeit einer zahnfleischentfernung: Beispielsweise, wenn Sie einen Job als Skelett annehmen.
  • brutalstmögliche aufklärung ss-akten: Meist kommen dabei jüdische Vermächtnisse zum Vorscheinm und die andere Hälfte landet im Reißwolf.
  • intelligenzkurve: Bei Ihnen hat die Intelligenz wohl eher die Kurve gekratzt.
  • klappschrank yourself: I don’t klappschrank, especially on my sitzkissen.
  • bauplan für hampelmann aus holz: Als Herrgottschnitzer müssen Sie heute jede Zuverdienstmöglichkeit nutzen.
  • barfussfreundin: Wenigstens müssen Sie mit der nie Schuhe kaufen gehen.
  • kupferarmband viren: Seien Sie beruhigt, so kleine Kupferarmbänder gibt’s gar nicht.
  • handzeichen papst benedikt: Wird mit dem Mittelfinger ausgeführt.
  • susan stahnke gala: Lädt sie zur Darmspiegelung ein?
  • geh unter der gnade text +gitarrengriffe: Bei Ihnen scheint die Gnade bereits untergegangen zu sein.
  • gerichtsurteile bei blepharospasmus: Zwinkern Sie dem Staatsanwalt zu, vielleicht findet er das hübsch.
  • eistüte häkeln: Und dann über Erdbeerflecken auf der Hose meckern.
  • urheberrechtlich geschütze lieder gesungen und bei you tube eingestellt was nun: Das Rollkommando kommt meistens zwischen halb vier und halb sechs.
  • zahlt die reiserücktrittsversicherung hörsturz: Wenn Sie darum bitten, mache ich Ihnen einen umsonst.
  • hansi hinterseer facelift: Nötig wär’s ja langsam.
  • guido knopp bart: Das Modell Adolfs Rotzbremse ist belegt, das Ding hängt noch in Sarrazins Visage.
  • grahamsbrot: Schmeckt gut zu Bismarckshering und Schillerslocken.
  • kippfenster von aussen öffnen ausgesperrt: Trösten Sie sich. Wenn Sie es von innen öffnen müssten, wären Sie eingesperrt.
  • frostmann: Heißt mit Vornamen Bo.
  • immer wieder ungefragte hilfsangebote: Automatisch schließende Türen machen das Leben leichter. Gern geschehen!
  • ananas häkelanleitung: Erst wird das Erdbeereis gegessen!
  • bewegungsmelder mit haarspray austricksen: Sie kleben also Ihr Haupthaar am Bewegungsmelder fest und schleichen sich dann davon?
  • haustürreparatur nach einbruch: Wäre vorher auch sinnlos.
  • gesprächsleitfaden fenstergriffe: Was klemmt bei Ihnen genau?
  • stalking durch laserpointer: Ich antworte normalerweise mit der Baseballkeule.
  • hinterkopf mann: Einer der ganz wenigen überall unbekannt gebliebenen Superhelden.
  • rüttelpult selber bauen: Biologisch-dynamische Modelle werden übrigens mit Kohlensäure betrieben.